Übernahmespekulationen |
11.09.2024 17:55:00
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Commerzbank-Aktie springt zweistellig hoch: Commerzbank-Chef kündigt Rückzug an - UniCredit mit Einstieg im grossen Stil
Der Vorstandsvorsitzende der Commerzbank, Manfred Knof, wird seinen Vertrag nicht verlängern.
Finanzagentur platziert 53 Millionen Commerzbank-Aktien
Die Finanzagentur des Bundes startet mit der angekündigten Reduzierung ihrer Beteiligung an der Commerzbank. Wie die Agentur mitteilte, begann sie am Dienstag mit der Platzierung von gut 53 Millionen Commerzbank-Aktien. Ihr Anteil wird sich nach Abschluss der Transaktion auf 12,0 von 16,5 Prozent reduzieren. Die Transaktion wird in einem beschleunigten Platzierungsverfahren durchgeführt und richtet sich an institutionelle Investoren.
Für die verbliebene Beteiligung wurde eine Verkaufsbeschränkung mit einer Laufzeit von 90 Tagen abgeschlossen. Dabei gebe es aber bestimmte Ausnahmen, so die Finanzagentur weiter.
UniCredit steigt bei Commerzbank ein - Bund verkauft Aktienpaket an Italiener
Der Einstieg der italienischen Grossbank UniCredit bei der Commerzbank befeuert Spekulationen über eine Übernahme des deutschen Rivalen. Die Italiener schlugen bei dem vor einer Woche angekündigten Verkauf von Aktien durch den Bund zu und kauften zudem Anteile am Markt. In Summe hält die UniCredit jetzt rund neun Prozent der Commerzbank-Aktien. Die Bank liess offen, ob sie weiter aufstocken will. Um hier aber flexibel entscheiden zu können, will sie sich bei den Aufsehern die Genehmigung holen, den Anteil auch auf mehr als 9,9 Prozent ausbauen zu können. Am Dienstagabend hatte die Commerzbank zudem mitgeteilt, dass Chef Manfred Knof seinen Vertrag nicht verlängern wird. Beim Handelsende betrug das Commerzbank-Plus dann 16,55 Prozent auf 14,69 Euro.
Rund die Hälfte des 9-prozentigen Pakets erwarb die UniCredit direkt vom deutschen Staat. Der Bund verkaufte im Rahmen des Teilausstiegs knapp 4,5 Prozent im Paket an die Italiener. Diese waren bereit, mehr zu zahlen, als die Papiere am Dienstagabend an der Börse wert gewesen waren, wie die Finanzagentur am Mittwochmorgen in Frankfurt mitteilte. Alle vom Bund offerierten Aktien seien "infolge einer deutlichen Überbietung aller übrigen Angebote innerhalb des Bookbuilding-Verfahrens" an die UniCredit zugeteilt worden.
Der Zuteilungspreis von 13,20 Euro je Aktie liegt 60 Cent oder knapp fünf Prozent über dem Xetra-Schluss vom Dienstag. Üblich sind bei solchen Platzierungen Abschläge. Der Bund nahm durch den Verkauf der gut 53 Millionen Aktien etwas mehr als 700 Millionen Euro ein. Der Anteil des Staats sinkt damit auf 12 Prozent, womit der Bund vorerst der grösste Anteilseigner der seit der Finanzkrise teilverstaatlichten Commerzbank bleibt. Der Bund hatte allerdings vergangene Woche auch angekündigt, sich schrittweise von allen Aktien der Bank trennen zu wollen.
Mit einem Anteil von neun Prozent ist die UniCredit nun der zweitgrösste Aktionär. Die UniCredit hatte bereits vor knapp 20 Jahren im deutschen Bankenmarkt zugeschlagen. 2005 kaufte sie die deutsche Hypovereinsbank für rund 15 Milliarden Euro und ist seitdem stark im deutschen Privatkundenmarkt vertreten, auch wenn sie die Zahl der Mitarbeiter und Filialen seit der Übernahme deutlich abgebaut hat.
Ende Juni hatte die Bank nach UniCredit-Angaben in Deutschland noch 261 Filialen und rund 9.700 Vollzeitstellen. Die Commerzbank kam Ende Juni laut Halbjahresbericht auf fast 39.000 Vollzeitkräfte; etwas mehr als 25.000 davon arbeiten im Inland. Die Zahl der Filialen lag Ende 2023 bei rund 400 im Inland.
Die Commerzbank selbst hielt sich am Mittwoch bedeckt. Man habe die Mitteilung der UniCredit zur Kenntnis genommen, hiess es in einer Mitteilung. Zu möglichen Folgen und Details wollte sich die Bank nicht äussern. Nach Informationen der "Financial Times" ist die Bank offen für Fusionsgespräche mit den Italienern. Dies berichtete die Zeitung am Mittwoch unter Berufung auf mit den Gesprächen vertraute Personen.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi warnte unterdessen vor einer Übernahme durch das italienische Institut. "Wir werden uns mit allen Mitteln gegen eine Übernahme durch UniCredit wehren", sagte Verdi-Gewerkschaftssekretär und Commerzbank-Aufsichtsrat Stefan Wittmann dem "Handelsblatt". "Wir wollen nicht das gleiche Schicksal erleiden wie die Hypo-Vereinsbank."
Die UniCredit und die Commerzbank gehörten in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 und in der EU-Schuldenkrise Anfang des vergangenen Jahrzehnts zu den grössten Verlierern am Aktienmarkt. Die Aktienkurse beider Institute waren zeitweise um mehr als 90 Prozent gefallen. Inzwischen hat sich die Lage für beide Häuser unter anderem wegen der zuletzt wieder deutlich höheren Zinsen massiv verbessert. Bei der UniCredit fiel die Erholung allerdings deutlich stärker aus.
Der Kurs der UniCredit-Aktie hat sich seit dem Rekordtief im Frühjahr 2020, als der Kurs im Corona-Crash bis auf fast sechs Euro gefallen war, in etwa versechsfacht. Die Bank ist inzwischen wieder 57 Milliarden Euro wert und könnte sich damit eine Übernahme der Commerzbank leisten. Die Marktkapitalisierung der Deutschen Bank zog seit März 2020 zwar auch um 350 Prozent an - liegt aber mit knapp 17 Milliarden Euro deutlich unter derjenigen der UniCredit.
An der Börse kam die Nachricht bei Commerzbank-Investoren hervorragend an, die Anteile der UniCredit lagen zuletzt ein halbes Prozent im Minus. Der Kurs der Commerzbank-Aktie zog zuletzt noch rund 15 Prozent auf 14,54 Euro an. Damit näherte sich das Papier wieder dem Mehrjahreshoch von 15,825 Euro an, das es im Mai infolge guter Zahlen für die ersten drei Monaten des Jahres erreicht hatte.
Nach der Bekanntgabe der Zahlen für das zweite Quartal sackte der Kurs dann bis auf fast 12 Euro ab. Gründe dafür waren unter anderem die Sorgen vor den Auswirkungen von wieder sinkenden Zinsen auf die Erträge der Bank sowie die hohen Kosten. Mit dem Anstieg am Mittwoch nach Bekanntgabe des UniCredit-Einstiegs merzt die Aktie ihren August-Rückschlag wieder aus. Daran änderte auch der angekündigte Abschied des Unternehmenschefs Knof am Dienstagabend nichts.
Die Bank teilte mit, dass Knof die Bank Ende 2025 verlassen wird. Er wolle seinen bis dahin laufenden Vertrag nicht verlängern. "Ich habe die Sommerpause im Kreise meiner Familie genutzt, um mir diesen Schritt reiflich zu überlegen, sagte Knof laut Mitteilung des Unternehmens. Mit Blick auf die Commerzbank spricht er von einem erfolgreichen Neuanfang in den vergangenen Jahren. Der Fokus liege nun wieder auf Wachstum. Knof führt die Bank seit 2021. Er verschärfte den Sparkurs des Geldhauses und trieb den Umbau voran.
Tausende Stellen fielen weg, das Filialnetz wurde deutlich verkleinert. Durch den Umbau schaffte der Konzern die Trendwende: Im vergangenen Jahr erzielte die Konkurrentin der Deutschen Bank auch dank des Rückenwinds von den gestiegenen Zinsen einen Rekordgewinn von rund 2,2 Milliarden Euro. 2024 soll es noch mehr werden. "Durch seine klare Führung wurde die Bank in Rekordzeit saniert, das Geschäftsmodell klar fokussiert und die Bank auf Nachhaltigkeit ausgerichtet", sagte denn auch der Aufsichtsratsvorsitzende Jens Weidmann laut Mitteilung.
Als aussichtsreichste Kandidatin für die Nachfolge gilt die Commerzbank-Finanzchefin und Vize-Vorstandsvorsitzende Bettina Orlopp (54). Ihr werden schon länger Ambitionen auf den Chefposten nachgesagt. Die Frage, wer die Frankfurter Bank künftig führt, hatte zuletzt Unruhe bei dem Institut erzeugt. Die Rede war auch von einem Machtkampf.
Verdi will gegen mögliche Übernahme der Commerzbank kämpfen
Die Gewerkschaft Verdi hat heftigen Widerstand gegen eine mögliche Übernahme der Commerzbank durch den italienischen Konkurrenten Unicredit angekündigt. Man werde sich "mit allen Mitteln" wehren, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär und Commerzbank-Aufsichtsrat Stefan Wittmann dem "Handelsblatt". Zur Begründung führt er die Übernahme der Münchener Hypovereinsbank im Jahr 2005 durch Unicredit an. Dort seien tausende Arbeitsplätze gestrichen und viele Kompetenzen nach Mailand abgezogen worden. "Wir wollen nicht das gleiche Schicksal erleiden wie die Hypo-Vereinsbank."
Von der Bundesregierung verlangt Wittmann Unterstützung. "Der Bund muss jetzt klare Kante zeigen und seine verbliebene Beteiligung von zwölf Prozent nutzen, um eine schädliche Übernahme der Commerzbank zu verhindern." Es dürfe nicht sein, "dass wichtige Entscheidungen über die Finanzierung von Europas grösster Industrienation künftig in Mailand fallen."
Zuvor hatte der Einstieg der italienischen Grossbank Spekulationen über eine Übernahme der Commerzbank befeuert. Die Italiener schlugen bei dem angekündigten Verkauf von Aktien durch den Bund zu und kauften zudem Anteile am Markt. In Summe halten die Italiener jetzt rund neun Prozent der Commerzbank-Aktien und wollen sich eine weitere Aufstockung auf mehr als 9,9 Prozent von der Aufsichtsbehörde genehmigen lassen. Die Commerzbank beschäftigt rund 42.000 Menschen.
Die Papiere der UniCredit bewegten sich in Mailand unterdessen letztlich 0,22 Prozent im Plus bei 36,155 Euro. Das Geldhaus betonte indes, dass der Kauf der Commerzbank-Beteiligung nichts an der Ausschüttungspolitik an die eigenen Aktionäre ändern werde.
UniCredit-Chef will mit Commerzbank über Fusion sprechen
UniCredit will mit dem Commerzbank-Management einem Agenturbericht zufolge eine Fusion prüfen. Wie Reuters unter Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertraute Person berichtet, hat UniCredit-CEO Andrea Orcel das Commerzbank-Management zu Gesprächen über ein Zusammengehen eingeladen.
Die Commerzbank lehnte auf Anfrage von Dow Jones Newswires eine Stellungnahme ab. Von UniCredit war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
UniCredit hatte am Morgen mitgeteilt, dass sie einen Anteil von 9 Prozent an der Commerzbank erworben hat, unter anderem durch Übernahme eines 4,5-Prozent-Pakets vom Bund. In der Mitteilung hiess es, die italienische Bank wolle mit der Commerzbank über Möglichkeiten der Wertsteigerung sprechen. Auch deutete sie an, dass eine Aufstockung des Anteils möglich ist.
FRANKFURT/MAILAND (Dow Jones/awp international)
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