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Experten-Kolumne 15.11.2016 16:00:19

Shenzhen: Willkommen in Chinas New Economy

Kolumne

Durch das Hongkong - Shenzhen Stock Connect Programm erhalten ausländische Investoren einen einfacheren Zugang zu der Börse Shenzhen. Dort sind viele Unternehmen des Privatsektors und der New Economy kotiert.

Die Börse Shenzhen öffnet sich. Zusammen mit dem bereits bestehenden Zugang zur Börse in Shanghai werden internationale Investoren somit in 80% der Marktkapitalisierung chinesischer A-Aktien investieren können. Zudem sind die administrativen Anforderungen an diese Investitionen vereinfacht worden. Das ist eine Folge der Liberalisierung der chinesischen Finanzmärkte - und zugleich vorläufiger Höhepunkt der erstaunlichen Geschichte Shenzhens.

Vor 30 Jahren war Shenzhen ein von Reisfeldern umgebenes Dorf mit ein paar kleinen Fabriken. Es hob sich von Tausenden von ähnlichen Dörfern in China höchstens durch seine Nähe zu dem nur 30 km entfernten Hongkong ab. Doch Deng Xiaoping erklärte Shenzhen im Jahr 1979 zur ersten Sonderwirtschaftszone Chinas und somit zum Experimentierfeld für die wirtschaftliche Öffnung des Landes. Das war der Startschuss für die enorme und weltweit einzigartige Entwicklung des kleinen Dorfes am Perlfluss zur internationalen Wirtschaftsmetropole.

Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten

Shenzhen wurde zum Magnet für ambitionierte Unternehmer aus ganz China, zur Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten. Mehrere der heute grössten Unternehmen Chinas, die global sehr erfolgreich sind, stammen aus Shenzhen. Ein Drittel der Weltbevölkerung nutzt Produkte und Dienstleistungen des 1987 in Shenzhen gegründeten Telekommunikationsausrüsters Huawei. Ausländische Unternehmen wie Apple bauten riesige Produktionsstätten in Shenzhen. Immer komplexere Elektronikprodukte wurden hergestellt, und zwar nicht nur für den Export, sondern auch um die boomende Nachfrage der explodierenden chinesischen Mittelklasse zu befriedigen. Dazu gehören Produkte wie Smartphones, Drohnen, Lithiumbatterien, Elektroautos oder hochwertige Telekommunikationsgeräte. Die Arbeitskräfte in Shenzhen sind inzwischen hoch qualifiziert, und mit dem Anstieg des Lohnniveaus wurden Tieflohnarbeiten ins Landesinnere oder in andere Schwellen- und Grenzmärkte Asiens verlagert.

Neben Huawei gehören BYD (Batterien, Hybridautos), ZTE (Telekommunikation), Gree (Klimaanlagen) und DJI (kommerzielle Drohnen) zu den erfolgreichsten Unternehmen Shenzhens - sie alle sind in ihren Segmenten Weltmarktführer, auch wenn sich ihr Geschäft auf China konzentriert. Speziell erwähnt werden muss der vor 16 Jahren geründete Internetgigant Tencent, dessen Kommunikationsplattform eine Milliarde aktiver Nutzer hat. Tencent ist an der Börse in Hongkong kotiert, und in den letzten zehn Jahren haben Tencent-Aktien eine der weltweit besten Wertentwicklungen überhaupt gezeigt. Alle diese Unternehmen profitieren von einem direkten Zugang zu den enorm grossen Produktions- und Zulieferkapazitäten Chinas sowie zu einem jungen und kreativen Talentpool.

Und die Börse?

Die Börse Shenzhen wurde 1990 eröffnet und ist heute mit einer Marktkapitalisierung von 3,2 Bio. Dollar der siebtgrösste Handelsplatz der Welt. Im Gegensatz zur Börse Shanghai, wo durch den Staat kontrollierte Unternehmen wie Banken und Ölgesellschaften dominieren, sind in Shenzhen vor allem rasch wachsende Privatunternehmen der Sektoren Technologie, Pharma und erneuerbare Energien kotiert.

Durch das Hongkong - Shenzhen Stock Connect Programm erhalten ausländische Investoren nun auch einen einfacheren Zugang zu der Börse Shenzhen - und somit zu der New Economy in China. Der Hongkong - Shenzhen Stock Connect ist ein weiterer Schritt in der Liberalisierung der chinesischen Finanzmärkte und eine Priorität der Regierung. Das Programm macht rund 880 Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 1 Bio. Dollar für globale institutionelle Investoren zugänglich. Dazu gehören auch an der chinesischen Hochtechnologiebörse ChiNext kotierte Unternehmen.

Shenzhen repräsentiert bestimmt nicht das ganze heterogene China - doch es spiegelt die Dynamik der neuen Wirtschaftssektoren der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt. Chinas Wirtschaft muss in den nächsten Jahren viele Herausforderungen überwinden, und die Verschuldung und der Immobilienmarkt werden wohl weiterhin für Schlagzeilen in den westlichen Medien sorgen. Aber für Investoren, die an die unglaubliche Innovationskraft der Unternehmen Shenzhens glauben, bietet die Marktöffnung viele interessante Möglichkeiten.

Matthew Sutherland: Head of Product Management Asia, Fidelity International

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