Experten-Kolumne |
14.04.2016 09:31:12
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China: E-Commerce und Qualität als Chance
Kolumne

Der rasant wachsende Konsum in China bietet Anlegern viele Chancen. Betreiber von Online-Verkaufsplattformen profitieren am meisten von der Nachfrage nach hochwertigeren Gütern.
Der "Singles Day" - 11.11. - ist der Rabatt-Einkaufstag der Nation. 2015 wurden an diesem Tag in China Waren im Wert von 14,3 Milliarden US-Dollar übers Internet abgesetzt. Ende März publizierte Alibaba, Betreiberin der grössten Onlineverkaufsplattformen Chinas, einen Umsatz von 462 Milliarden US-Dollar für das letzte Jahr. Das ist deutlich mehr als der gesamte E-Commerce-Markt in den USA, der auf 341 Milliarden Dollar geschätzt wird.
Diese Zahlen von Alibaba und die Art und Weise ihrer Erfassung werden zwar von verschiedener Seite angezweifelt, aber auch wenn sie in Realität tiefer sein sollten, repräsentieren sie den Konsumboom Chinas höchst eindrücklich.
Breite Mittelschicht
Der Konsum und das Konsumwachstum hängen in China wie überall auf der Welt eng mit dem frei verfügbaren Einkommen und dem Lohnwachstum zusammen. Die in den vergangenen Jahren rasant gestiegenen Einkommen haben zu der Entstehung einer breiten Mittelschicht in China geführt, die immer mehr finanzielle Mittel für den Konsum zur Verfügung hat. Das Lohnwachstum dürfte in den kommenden Jahren zwar nicht mehr 12 Prozent und mehr betragen, wie in der letzten Dekade, aber immer noch 6 bis 9 Prozent pro Jahr. Mehr als die Hälfte der Chinesen rechnet damit, dass ihr Einkommen in den nächsten fünf Jahren signifikant steigen wird. Somit ist die Konsumentenstimmung auch im Umfeld eines sich verlangsamenden Wirtschaftswachstums robust. Das zeigen die Einzelhandelsumsätze, deren Wachstumsrate nach wie vor im zweistelligen Prozentbereich liegt.
Bessere Produkte und Leap Frogging
Doch nicht alle Konsumsegmente wachsen gleich schnell, eine Entwicklung, die sich künftig akzentuieren wird. Der chinesische Konsument wird anspruchsvoller. Er überlegt genau, wo und wofür er Geld ausgeben will. Es findet eine Verschiebung der Nachfrage von Gütern zu Dienstleistungen satt, und es werden zunehmend höherwertige Produkte und Dienstleistungen konsumiert.
Gekauft wird online oder zusammen mit Familie und Freunden in Einkaufszentren, die Vergnügungsparks ähneln - Shopping ist eine Freizeitbeschäftigung. Nirgendwo auf der Welt wächst E-Commerce so schnell wie in China. Grund dafür sind einerseits die sehr konzentrierten Märkte in städtischen Zentren, die eine äusserst effiziente Logistik ermöglichen. Anderseits sind ländliche Regionen in Bezug auf Produktauswahl und Einkaufsmöglichkeiten noch weitgehend unterversorgt. Die Einkaufsinfrastruktur ausserhalb der Metropolen ist schlecht, bis zum nächsten Einkaufszentrum fallen lange Fahrtwege an. Das Leap Frogging, das Auslassen ganzer Stufen im Entwicklungsprozess, birgt enormes Potenzial für den E-Commerce: Der Schritt vom kleinen Dorfladen zum riesigen digitalen Shoppingcenter findet via wenige Tastendrucke auf dem Mobiltelefon statt.
Anleger können von "Haitao" profitieren
Ein neuerer Trend, der den E-Commerce zusätzlich befeuert, ist "Haitao". Das ist die Bezeichnung für den Kauf ausländischer Produkte übers Internet. Dieser grenzüberschreitende Onlinekonsum wächst schnell, getrieben von den hohen Preisdifferenzen zwischen China und den internationalen Märkten. Ausländische Premiumprodukte und Luxusgüter sind in China bis zu drei Mal so teuer wie im Ausland, durch Onlineshopping kann diese Differenz markant reduziert werden.
Das haben die Behörden gemerkt, und sie sind dabei, Steuerschlupflöcher zu schliessen und die entsprechenden Zollkontrollen zu verstärken. Aber auch wenn die "Haitao-Produkte" teurer werden, dürfte das die Nachfrage nicht bremsen. Denn für chinesische Kunden ist nicht nur der Preis entscheidend, sondern vor allem auch die grosse Produktvielfalt sowie Qualitätskriterien und Authentizität. Viele Chinesen sind davon überzeugt, dass die Gefahr, eine Fälschung zu kaufen, über Onlineplattformen geringer ist als im Kaufladen nebenan. Zu den beliebtesten "Haitao-Gütern" gehören Kosmetikprodukte, Kleider, Elektronikapparate, Esswaren und Babymilchpulver.
Kompetitive und innovative chinesische Konsumgüterunternehmen, und vor allem auch Betreiber von E-Commerce-Plattformen, bieten Anlegern attraktive Investitionschancen. Nicht vergessen werden darf, dass die breiten chinesischen Aktienindizes wie der Shanghai Composite oder der CSI 300 nach wie vor schwergewichtig Staatsunternehmen abbilden und die Dynamik des Konsumsektors nur ungenügend erfassen. Deshalb sind eine aktive Anlagestrategie und die sorgfältigen Auswahl einzelner Unternehmen besonders wichtig.
Matthew Sutherland: Head of Product Management Asia, Fidelity International
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.
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