Experten-Kolumne |
17.03.2016 14:48:30
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China: Langsameres Wachstum eröffnet auch Chancen
Kolumne

China muss wirtschaftliche Altlasten bereinigen. Aktive Investoren finden jedoch vielversprechende Anlagechancen. Besonders attraktiv sind konsumorientierte Branchen.
Die chinesische Regierung hat zum ersten Mal seit Jahrzehnten eine Bandbreite als Wachstumsziel angegeben und keine Einzelzahl. Die untere Grenze des für 2016 angepeilten Wirtschaftswachstums liegt mit 6,5 Prozent klar unter der für 2015 offiziell ausgewiesenen Wachstumsrate von 6,9 Prozent. Eine Kapitulation und ein Eingeständnis, dass die rosigen Zeiten vorbei sind? Das mag zum Teil so sein. Aber ein Wachstumsziel, das Raum nach unten offen lässt, ist realistisch und sogar eine gute Neuigkeit: Peking scheint zu erkennen, dass sinnvollen Wirtschaftsstimuli Grenzen gesetzt und wichtige Reformen umzusetzen sind.
Obwohl Reformen die Wachstumszahlen kurzfristig beeinträchtigen, werden sie China mittelfristig wirtschaftlich stärken und weitere Chancen eröffnen. Ein sich schrittweise abschwächendes Wirtschaftswachstum wäre auch deshalb ein gutes Szenario, weil es das Resultat der Bereinigung von Altlasten signalisierte, wie Überkapazitäten in etlichen Sektoren und Überschuldung vieler Staatsunternehmen.
Nicht alle Sektoren sind gleich
Nichts ist einfach in China, aber die Geschäftsfelder des Landes sind so gross, dass in fast allen Sektoren immer attraktive Investitionsmöglichkeiten bestehen - wobei konsumorientierte Branchen besonders vielversprechend sind. Rein inländisch orientierte Anbieter von Produkten oder Dienstleistungen können zu enormer Grösse heranwachsen, da der chinesische Markt alleine riesiges Potential beinhaltet. Kleine Nischenbranchen wie z. B. Online-to-offline-Essensbestellung sind in China häufig grösser als Kernbranchen in anderen Ländern. Das heisst, dass auch in Nischen neue Geschäftskonzepte schnell kommerzialisiert werden können, da sie gross genug und damit attraktiv sind, um genügend Investitionsmittel anzuziehen.
Neben Sanierungsfall-Branchen wie die Stahl- und Kohleindustrie gibt es in China Wirtschaftssektoren, deren Perspektiven sehr gut sind. Sie werden stark wachsen, um der steigenden Nachfrage nachzukommen, und sie bilden eine gute Grundlage für die Profitabilität von Unternehmen. Der 13. Fünfjahresplan für 2016 bis 2020 gibt die Richtung vieler Entwicklungen klar vor, und die Dynamik des Konsums wird zu den Haupttreibern gehören.
Wachsende Konsumausgaben der Mittelschicht stehen im Zentrum dieser Trends, und sie werden von der Regierung gefördert. Die Urbanisierung schreitet fort, die Mittelklasse wächst. Die Einkommen werden auch dieses Jahr 5 bis 8 Prozent steigen; die Einzelhandelsumsätze zeigen sogar in den wachstumsschwachen Provinzen zweistellige Wachstumsraten. Die Sparquote dürfte als Folge des Ausbaus der sozialen Dienstleistungen graduell sinken und den Konsum und die Investitionen unterstützen. Aufgrund der geringen Verschuldung der Privathaushalte werden sehr viele zusätzliche Konsumenten über immer mehr Geld verfügen, das sie unter anderem für die - breit zu definierenden − Konsumbereiche Nahrung, Bekleidung und Haushalt ausgeben werden, insbesondere in den wirtschaftlich noch wenig entwickelten Gegenden Chinas. Die Nachfrage nach Dienstleistungen wird ebenfalls stark zunehmen. Die Freizeitangebote können davon genauso profitieren wie Anbieter von Ausbildungen, die im sehr wettbewerbsintensiven Arbeitsmarkt China grossen Zuspruch finden.
Aktive Auswahl ist nötig
Die Digitalisierung vieler Branchen ist in China sehr dynamisch und weit fortgeschritten. Die Akzeptanz vieler Arten der digitalen Geschäftsabwicklung, Kommunikation und Zahlungsplattformen wird hoch bleiben und zunehmen. Die Digitalisierung bietet Raum für neue Geschäftsmodelle, die sich sehr schnell verbreiten können. Die Wachstumschancen der grossen Internetunternehmen Chinas, die in vielen Geschäftsarten weltweit führend sind, bleiben intakt.
Nicht zuletzt ist darauf hinzuweisen, dass Regierungsinitiativen - wie die Erschliessung alternativer Energiequellen oder die Landwirtschaftsreform - in China eine sehr wichtige Rolle spielen. Regierungsinitiativen können das Umfeld für sämtliche Unternehmen eines Sektors verändern. Sie sollten ins Anlagekalkül mit einbezogen werden.
China wird auch 2016 für viele Schlagzeilen sorgen, die auf wirtschaftliche Probleme und sich eintrübende Aussichten hindeuten. Viele Branchen und Provinzen leiden stark. Aktiven Investoren bietet die Kombination von einer riesigen Anzahl Konsumenten und vielen innovativen Unternehmen jedoch zahlreiche gute Anlagechancen.
Matthew Sutherland: Head of Product Management Asia, Fidelity International
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.
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