Experten-Kolumne |
16.06.2016 11:54:58
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Chinas Aktienmärkte werden international
Kolumne

Die Aufnahme von A-Aktien in den MSCI Emerging Markets Index verzögert sich. Aber es gibt gute Gründe, weshalb chinesische Aktien immer mehr ins Blickfeld internationaler Anleger rücken.
Seit dem Höhepunkt vor fast genau einem Jahr hat der chinesische Aktienmarkt, gemessen am breiten Shanghai Composite Index, 45 Prozent an Wert verloren. Im Januar brachen Chinas Börsen nochmals deutlich ein, seither verlaufen sie jedoch in relativ ruhigen Bahnen. Deshalb haben viele Marktteilnehmer erwartet, dass der Indexanbieter MSCI auf dem Festland gehandelte A-Aktien in den MSCI Emerging Markets Index aufnehmen würde.
Doch sie wurden enttäuscht, denn MSCI hat den Einschluss chinesischer Aktien aufgeschoben. Der Entscheid vom 14. Juni wurde begründet mit dem nach wie vor ungenügenden Zugang zu A-Aktien und mit regulatorischen Mängeln. Er spiegelt die Skepsis der Investoren gegenüber dem chinesischen Aktienmarkt wider: Während der grossen Marktverwerfungen im letzten Sommer und zum Jahresbeginn hat die China Securities Regulatory Commission (CSRC) oft ungeschickt agiert und kommuniziert, und die von Regierung und Zentralbank verordneten massiven Marktinterventionen haben das Vertrauen in Chinas Börsen beschädigt. Eines der grössten Probleme, das auch MSCI anspricht, ist die Suspendierung von Aktien vom Handel.
Berechtigte Kritik
Viele chinesische Unternehmen machten im Sommer 2015, als die Kurse fielen, von ihren Freiheiten Gebrauch und setzten den Handel ihrer Titel mehrere Wochen oder Monate lang aus. Zum Höhepunkt der Suspendierungen hatten so viele Unternehmen den Handel ihrer Aktien ausgesetzt, dass insgesamt etwa 30 Prozent der gesamten A-Aktien-Marktkapitalisierung davon betroffen waren. Doch der Regulator lernt, und die Börsen in Shanghai und Shenzhen haben Ende Mai erklärt, die Suspendierung von Aktien neu zu regeln, u.a. mit einer begrenzten Aussetzungszeit.
Weitere Kritikpunkte sind die Auflage, dass nur 20 Prozent der Mittel von ausländischen Anlagefonds pro Monat rückgeführt werden können und dass die Lancierung neuer Finanzprodukte von den lokalen Börsen vorab genehmigt werden muss (das betrifft vor allem ETF auf A-Aktien). MSCI will nächstes Jahr die Aufnahme von A-Aktien nochmals prüfen, schliesst eine ausserterminliche Aufnahme jedoch nicht aus, sollten sich signifikante Verbesserungen des regulatorischen und des Marktumfelds zeigen. Ein teilweiser Einschluss von z.B. 5 % würde den China-Anteil am MSCI Emerging Markets von aktuell 26 auf 27,3 % erhöhen, ein voller Einschluss von 26 auf fast 40 %. Auch wenn die Aufnahme nun noch auf sich warten lässt, zeigt die Diskussion die steigende Bedeutung von Chinas Aktienmärkten.
Marktöffnung Schritt um Schritt
Positiv unterstütz werden chinesischen Aktien auch von zwei Marktöffnungen. Ende Mai fand die zweite Phase des Einschlusses von ADR in den MSCI China statt, der ausserhalb Chinas gehandelte Aktientypen umfasst. ADR (American Depositary Receipts, Hinterlegungsscheine nach US-amerikanischem Recht) werden in den USA gehandelt und repräsentieren eine bestimmte Anzahl von Aktien eines chinesischen Unternehmens.
Des Weiteren hat Premier Li Keqiang jüngst bekräftigt, das Hongkong - Shenzhen Stock Connect Programm sei eine der Prioritäten der Regierung; die Einführung dürfte in der zweiten Jahreshälfte 2016 erfolgen. Dieses Programm erlaubt chinesischen Investoren den Kauf von Wertschriften an Hongkongs Aktienmarkt und umgekehrt. Ausländische Investoren erhalten dadurch einen einfacheren Zugang zu der Börse Shenzhen, wo viele Unternehmen des Privatsektors kotiert sind, darunter Telekom- und Technologiewerte sowie Konsumtitel und Pharmavaloren. Sektoren der «new economy» machen in Shenzhen rund 40 % der Marktkapitalisierung aus, an den anderen Märkten sind es nur 20%. Hongkong - Shenzhen Stock Connect soll das Hongkong - Shanghai Stock Connect Programm ergänzen.
All diese Veränderungen zeigen die Bewegung der chinesischen Börsen hin zu den internationalen Finanzmärkten. China wurde lange weitgehend ignoriert. Zum Teil zu Recht, zum Teil hinkt die aktuelle Gewichtung in den Indizes und die Wahrnehmung der Investoren der Realität jedoch hinterher. Die Bedeutung und Dynamik der chinesischen Wirtschaft wird sich auch an den internationalen Finanzmärkten bald zeigen.
Matthew Sutherland: Head of Product Management Asia, Fidelity International
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.
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