Börsenausblick |
11.05.2015 12:00:00
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Es erinnert an «Goldilocks-Zeiten»
Was erwartet Anleger diese Woche, wo bieten sich Chancen und wo Risiken? Jeden Montag gibt an dieser Stelle ein anderer Experte eine Einschätzung über die aktuelle Börsenwoche - heute Michael Romer, Aktienanalyst bei der Bank J. Safra Sarasin.
Gibt es Einflüsse der Vorwoche, welche an der Börse nachwirken werden?
Michael Romer*: Ende letzter Woche haben wir wichtige Konjunkturindikatoren aus den zwei global grössten Volkswirtschaften USA und China erhalten. Der US-Arbeitsmarktbericht bestätigte mit einer Arbeitslosenquote auf dem tiefsten Stand seit sieben Jahren, dass der Erholungskurs der Wirtschaft auf Kurs ist. Das wiederum stellt für die US-Notenbank Fed einen zentralen Auslöser dar, um die ersten effektiven Zinsschritte einzuleiten. Da aber die Anzahl neu geschaffener Stellen moderat war, dürfte die Leitzinserhöhung nicht unmittelbar bevorstehen. In China dagegen ging letzte Woche der Aussenhandel mit rückläufigen Exporten von 6% im April überraschend stark zurück, was neue Sorgen über den Zustand der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft auslöste. Das aber wiederum aber lässt staatliche Stimulierungspakete wahrscheinlicher werden, was die Aktienmärkte zuletzt positiv aufgenommen haben. Das wiederum erinnert an "Goldilocks"-Zeiten, wo sich alles gerade recht entwickelt, aber nicht überbordet.
Welche Ereignisse werden die Woche prägen?
Auf Makroseiten stehen wir vor einer Woche ohne nennenswerte Ereignisse. Der Ölpreis pro Fass Brent hat - auch im Sog der temporären Schwäche des USD - vergangene Woche den Erholungskurs seit Mitte März von USD 53 um knapp 30% auf über USD 68 fortgesetzt. Hält der Trend an, dürfte besonders in den USA die Diskussion um den Einfluss auf die energieintensiven Branchen respektive die Konsumenten und damit auf das BIP, wieder entfacht werden.
Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Auf Unternehmensebene kam letzte Woche die Berichterstattung zum ersten Quartal beidseits des Atlantiks allmählich zum Abschluss. In der Schweiz haben mittlerweile alle 20 Unternehmen des Swiss Market Index (SMI) über das Startquartal 2015 berichtet. Dabei übertraf die Mehrheit der Gesellschaften die Erwartungen auf Gewinnebene. Allerdings vermochten die Aktienkurse kaum mehr positiv zu reagieren. Das lag wohl daran, dass die Ausblicke der Unternehmen für das Gesamtjahr im Schnitt "nur" bestätigt wurden. Die Marktteilnehmer "kaufen" momentan die "Rumours" und "verkaufen" die "News". Insgesamt erwarten wir kurzfristig volatile, seitwärts tendierende Aktienmärkte, auch in der Schweiz. Da diese Woche durch den Feiertag Auffahrt kurz ausfällt - erwarten wir geringe Handelsaktivitäten.
Welche Schweizer Unternehmen/Branchen stehen in nächster Zeit besonders im Fokus?
Zinssensitive Industrien werden im Gespräch bleiben sowohl in einem positiven wie auch in einem anhaltend Tiefzinsszenario. Dabei leiden Versicherungen aufgrund des relativ hohen Anteils ihres Anlageportfolios, das bei anhaltend tiefen Zinsen kaum noch eine Rendite abwirft. Besonders die Lebensversicherer wie Swiss Life und Privatbanken wie Julius Bär und Vontobel dürften im Blickpunkt bleiben. Immobilienwerte und generell dividendenstarke Unternehmen werden negativ beeinträchtigt, wenn die Zinskurve steiler wird und die Renditeprämie schmelzen sollte. Deshalb gilt es diese Woche den Ausblick von Swiss Life und PSP Swiss Property genau zu analysieren. Die beiden werden als letzte grössere Schweizer Unternehmen über ihr erstes Quartal berichten.
Ihr Ratschlag für Anleger - wo bieten sich Chancen?
Wir raten Rückschläge in Aktien von qualitativ soliden Unternehmen für Zukäufe zu nutzen. Haben die Unternehmen zuletzt ihren Jahresausblick bestätigt, so müsste es sich auszahlen, makrogetriebenen Kursrückschlage auszunützen. Solche Gelegenheit bieten sich in Industrieunternehmen wie beispielsweise in Adecco trotz des überraschend angekündigten Wechsels auf Top-Management-Ebene. Nach dem Dividendenabgang sehen wir zudem in Kühne + Nagel deutliches Aufholpotenzial. Etwas sportlicher ist eine Anlage im Reise-Einzelhändler Dufry, die im Sog der anstehenden Finanzierung der Übernahme von WDF mittlerweile einiges an Risiken eingepreist hat und deshalb zurück geblieben ist. Unter den Finanzwerten sind UBS interessant, die im Schweizer Vergleich der Konkurrenz punkto Profitabilität und Kapitalausstattung einen Schritt voraus sind.
Wo sehen Sie Risiken?
Es gilt das Wirtschaftswachstum in den USA und Chinas überhitzten Immobilienmarkt genau zu beobachten. Auch der wieder etwas erstarkte Schweizer Franken soll im Auge behalten werden. Solange die Parität zum EUR hält, werden die von den betroffenen Unternehmen im ersten Quartal 2015 angekündigten Maßnahmen zur Linderung der negativen Währungseffekte kein zusätzliches Risiko darstellen. Zieht der Schweizer Franken als sicherer Hafen neuerlich Kapital an und könnte die Parität ins Wanken geraten, dann würde das die exportorientierten Schweizer Unternehmen mit einer relativen hohen Kostenbasis in CHF nochmals treffen bzw. zusätzliche Massnahmen erfordern.
Wie schätzen Sie die Entwicklung an der Schweizer Börse über die nächsten 12 Monate ein?
Wir gehen in unserer Anlagestrategie im SMI bis im Sommer von einem Stand von 9‘000 Punkten und per Ende 2015 von 9‘400 Punkten aus. Das entspricht einem Erholungspotenzial von rund 5% basieren auf heutigem Niveau. Mit diesem limitierten Aufwärtspotenzial haben wir den Schweizer Aktienmarkt mit Neutral eingestuft.
*Michael Romer ist seit August 2006 Aktienanalyst bei J. Safra Sarasin und seit März 2014 Leiter des Aktienresearch Private Banking.
Weitere Links:
Drei neue Aktien kommen in das BX Musterportfolio:
✅ Interactive Brokers – US45841N1072
✅ ING Group N.V. – NL0011821202
✅ Wells Fargo & Co – US9497461015
Drei Aktien verlassen das BX Musterportfolio:
❌ SAP – DE0007164600
❌ Intuit Inc – US4612021034
❌ Deutsche Boerse AG – DE0005810055
Pünktlich zum Börsenstart diskutieren Investment-Stratege François Bloch und Börsen-Experte David Kunz über ausgewählte Top-Aktienwerte aus dem BX Musterportfolio.
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