| Börsenausblick |
01.02.2016 12:00:00
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"Überreaktion eröffnet Anlagechancen"
William Hobbs, der Börsenspezialist für Europa bei der Barclays Bank, ist überzeugt, dass die Schwierigkeiten an den Märkten noch nicht überwunden sind. Er empfiehlt den Anlegern "weiterhin kontinentaleuropäische Aktien zu bevorzugen".
Worüber zeigen sich die Finanzmärkte momentan am meisten besorgt?
William Hobbs*: Wie bereits im vergangenen Sommer, bereiten vor allem das Tempo und die Auswirkungen der Konjunkturverlangsamung in China am meisten Sorgen. Hinzu kommt die Befürchtung, dass die immer noch sinkenden Ölpreise das Ende des Kreditzyklus in den USA einläuten könnten. Auch durchwachsene Daten der US-Wirtschaft tragen nicht gerade dazu bei, die Risikobereitschaft zu fördern. Viele Marktteilnehmer denken allmählich laut darüber nach, ob die USA und die Welt vor der nächsten Rezession stehen.
Wie werden sich die Märkte kurzfristig entwickeln?
Wie gesagt, derzeit ist die Risikobereitschaft nicht besonders hoch. In den kommenden Monaten erwarten wir wieder zunehmend positivere Nachrichten aus China, sodass möglicherweise wieder etwas Ruhe einkehrt. Angesichts der starken Anbindung der Kapitalmärkte an den stets volatilen Ölpreis wäre es jedoch unvernünftig, kurzfristig weltweit eine weitere Abwärtsbewegung an den Aktienmärkten auszuschliessen.
Wo stehen die Börsen in zwölf Monaten?
Die Anleger, die in Aktien der Industrieländer investieren, dürften unseres Erachtens im laufenden Jahr gut entschädigt werden, weil die gesunkenen Treibstoffpreise allmählich positiv durchschlagen und die Risikobereitschaft sich ungleich erholt. Wir bevorzugen weiterhin Kontinentaleuropa und die USA und empfehlen den Anlegern daher, ihren Fokus auf diese Regionen zu legen. Namentlich in Kontinentaleuropa erkennen wir für Unternehmen das grösste Potenzial die Profitabilität und damit die Einnahmen zu steigern. Dies dürfte nach mehreren mageren Jahren, die unter anderem der fortwährenden Existenzkrise des Euro geschuldet waren, auch den Unternehmensgewinnen zugutekommen. Für US-Aktien prognostizieren einige Marktkommentatoren bereits eine Trendwende im Gewinnzyklus. Auch dieses Mal sind wir der Meinung, dass es dafür zu früh ist. Wir erwarten, dass primär das Dividendenwachstum und die Dividendenrendite, welche die Unternehmen zu bieten vermögen, die Renditequellen für die Aktienanleger bilden werden und weniger die Ausweitung der Bewertungskennzahlen. Dies dürfte unseres Erachtens Anlegern, die in Aktien der Industrieländer investieren, in den kommenden zwölf Monaten nach wie vor eine Rendite im hohen einstelligen Bereich bescheren.
Welche Anlagen sollte ein Anleger meiden?
Selbst wenn der Inflationsdruck 2016 weltweit moderat bleibt, und danach sieht es aktuell aus, gehen wir davon aus, dass Fixed-Income-Anleger - und insbesondere solche, die in erstklassigen Staats- und Unternehmensanleihen anlegen - Mühe bekunden werden, Realrenditen zu erwirtschaften.
Was ist Ihre Meinung zur zukünftigen Entwicklung des Ölpreises?
Wir vermuten, dass ein Grossteil der globalen Ölförderung auf dem gegenwärtigen Preisniveau nicht kostendeckend ist. Wir schliessen daraus, dass obwohl der Ölpreis noch weiter sinken könnte, er nicht allzu lange unter dem aktuellen Preis notieren wird. Was die weitere Zukunft betrifft, so rechnen wir für die kommenden Jahre mit einem stetig steigenden Ölpreis, weil das Überangebot, das kleiner als gegenwärtig vermutet ist, abgebaut wird.
Was ist Ihre Meinung zur zukünftigen Entwicklung des Goldpreises?
Sollten wir richtig liegen, dass die Kreditkosten über alle Laufzeiten in den kommenden Jahren steigen, weil die Inflation langsam zurückkehrt und sich die Geldpolitik in den USA normalisiert, dann dürfte die relative Attraktivität von Gold als sichere Anlage weiter abnehmen.
Was hat Sie zuletzt positiv oder negativ überrascht?
Die Marktreaktion auf einige mittelmässige, aber keineswegs katastrophale Datenpunkte am Jahresanfang hat mich doch etwas überrascht. Diese Überreaktion hat unseres Erachtens jedoch denjenigen eine interessante Anlagechance eröffnet, deren Aktienallokation noch von unseren vorgeschlagenen Gewichtungen abweicht.
*William Hobbs ist Head of Investment Strategy UK and Europe bei der Barclays Bank. Er hat mehr als zehn Jahre Erfahrung im Finanzsektor und arbeitet seit Oktober 2005 für Barclays, wo er zu Beginn im Equity Research Team den globalen Konsum-Sektor abdeckte.
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