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Rote Zahlen voraus? 19.12.2025 16:04:00

Clariant-Aktie im Minus: Venezuela-Ausstieg im Blick

Clariant-Aktie im Minus: Venezuela-Ausstieg im Blick

Der Spezialchemiehersteller Clariant steigt aus dem schwierigen Geschäft in Venezuela aus.

Dies verhagelt dem Unternehmen den Jahresgewinn - und könnte sogar für rote Zahlen sorgen.

Die Clariant-Tochter in Venezuela erzielte 2024 einen Umsatz von rund 3 Millionen Franken, wie Clariant am Freitag mitteilte. Das Geschäft wird nun für rund 1,8 Millionen Dollar an das lokale Chemieunternehmen CMV Química verkauft. Die 60 Mitarbeitenden produzierten dort vorwiegend für den Geschäftsbereich Care Chemicals.

Die Transaktion wirke sich negativ auf die Jahresrechnung aus, warnt das Unternehmen. So schlagen sich "kumulierte Währungsdifferenzen" von rund 236 Millionen Franken als "einmaliger negativer Effekt" im Finanzergebnis nieder. Dies schmälere den Reingewinn für 2025.

Währungsdifferenzen "über Jahre angesammelt"

Die Währungsdifferenzen hätten sich "über Jahre in der Eigenkapitalposition angesammelt", erklärte eine Sprecherin auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Das Vermögen der venezolanischen Tochtergesellschaft wurde von der lokalen Währung in Schweizer Franken umgerechnet.

Bei ZKB-Analyst Walter Bamert klingeln nun die Alarmglocken. "Damit dürfte der Reingewinn in der Verlustzone zu liegen kommen", schreibt er in einer ersten Reaktion. Denn die Kantonalbank rechnete bisher mit einem Jahresgewinn von 210 Millionen Franken.

Clariant betont allerdings, dass es sich um einen "reinen Buchungseffekt" handle, der keinen Einfluss auf den Cashflow, die operative Profitabilität (EBITDA vor Sondereffekten) oder die Dividendenfähigkeit des Unternehmens habe. Die Prognose für das EBITDA vor Sondereffekten von 17 bis 18 Prozent wird denn auch bestätigt.

Geschäft war seit Jahren rückläufig

Der Verkauf sei Teil der Strategie von Clariant, sich auf "Kernmärkte mit nachhaltigem Wachstumspotenzial zu konzentrieren", sagte die Sprecherin weiter. "Das Geschäft in Venezuela hatte sich über mehrere Jahre rückläufig entwickelt und wurde zuletzt unter einer Notfall-Governance geführt, wobei Investitionen auf sicherheitsrelevante Themen beschränkt waren." Der Käufer, CMV Química, verfüge über starke lokale Marktkenntnisse und eine bestehende Kundenbasis.

Zuletzt spitzte sich der Konflikt zwischen den USA und Venezuela zu. Mit einer Blockade von Öltankern hat US-Präsident Donald Trump den Konflikt in den vergangenen Tagen weiter eskaliert. Zudem kam es zu zahlreichen tödlichen Angriffen des Militärs auf Boote mit Menschen, die Drogen geschmuggelt haben sollen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Clariant kurz vor dem Jahresende eine Gewinnwarnung aussprechen muss. Im Dezember 2023 zog Clariant beim sogenannten "Sunliquid"-Projekt die Reissleine. Clariant war es nicht gelungen, die Herstellung von Bioethanol aus Weizenstroh profitabel zu betreiben. Die Schliessung einer Anlage in Rumänien führte zu grossen Restrukturierungskosten und Rückstellungen.

Die Anleger reagieren relativ gelassen auf den Ausstieg aus Venezuela. Die Aktie gibt im frühen Handel lediglich um 0,3 Prozent nach und bewegt sich damit im Einklang mit dem Gesamtmarkt.

Die Clariant-Aktie sinkt via SIX zwischenzeitlich um 1,39 Prozent auf 7,12 Franken.

ls/ra

Muttenz (awp)

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Bildquelle: Keystone
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