Börsenausblick |
07.03.2016 12:00:00
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«Ölpreis wird die nächsten Monate eher tief bleiben»
An der Schweizer Börse sei ein neuer Trend derzeit nicht in Sicht, sagt Anlageexperte Renato Flückiger. Im Interview nennt er jene Faktoren, welche für Unsicherheit sorgen. Der CIO der Bank Valiant sieht aber auch Anlagechancen.
Was beschäftigt derzeit die Börsen?
Renato Flückiger*: Die Börsen sind wegen einer Kumulation von verschiedenen Faktoren schlecht ins neue Jahr gestartet: der massive Rückgang des Ölpreises, die erste Zinserhöhung in den USA, die Angst vor einer harten Landung in China, der drohende EU-Austritt Grossbritanniens und nicht zuletzt die erhöhten geopolitischen Risiken. Im Weiteren verbuchte der Bankensektor Kursabschläge von bis zu 30 Prozent. Befürchtungen über Kreditausfälle im Energiesektor führten zu einem erheblichen Anstieg der Credit Default Swaps. All dies führte an den Börsen zu einer negativen Stimmung und liess die Aktienkurse abstürzen. Die Marktteilnehmer erhoffen sich nun weitere Unterstützung der Notenbanken, insbesondere der EZB am kommenden Donnerstag.
Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Anfangs Februar 2016 verlor der SMI innert kurzer Zeit fast 800 Punkte. Dabei wurde ein neues Jahrestiefst bei 7'500 Punkten erreicht. Der Markt erholte sich bei volatilem Handel jedoch schnell wieder auf ein Niveau von rund 8'000 Punkten. Ich erwarte, dass der Markt aufgrund der erwähnten Faktoren weiter volatil bleibt. Auf positive Entwicklungen werden wieder schwächere Börsentage mit starken Kursverlusten folgen. Ein neuer Trend wird es erst geben, wenn die Marke von 8'500 Punkten nachhaltig überschritten wird, oder wenn der Index länger unter 7'500 Punkte fällt. In welche Richtung es gehen wird, ist aktuell aber nicht abzusehen.
Wo steht der SMI in 12 Monaten?
Solange der SMI noch keinen anhaltenden neuen Trend zeigt, ist es unmöglich, eine genaue Prognose abzugeben. Ich schätze das Gewinnwachstum aller SMI-Aktien für das laufende Jahr auf rund 8 Prozent. Daraus ergibt sich ein rechnerisches Kursziel von rund 8'650 Punkten.
Wie geht’s weiter beim Ölpreis?
Ich gehe davon aus, dass der Ölpreis in den nächsten 12 bis 18 Monaten eher tief bleiben wird - zwischen 30 und 45 Dollar pro Barrel. Dies aus drei Gründen: Das Verhalten von Saudi Arabien ist ein erster Faktor. Das Königreich lobbyiert stark gegen eine weitere Ausweitung der weltweiten Ölproduktion und will seinen Marktanteil verteidigen. Zweitens: Sollte der Ölpreis wieder 38 bis 40 Dollar erreichen, wird auch die US-Schieferöl-Produktion wieder profitabel. Sie könnte sehr schnell wieder aktiviert werden, was den Preis wieder nach unten drücken würde. Und drittens: Die Lagerbestände sind auf historischen Höchstständen. Ein nachhaltiger Preisanstieg kann erst nach einem deutlichen Lagerabbau erfolgen.
Ihr Geheimtipp am Aktienmarkt?
Nach den starken Kursrückgängen bei den Rohstoffen erachte ich nun erste Käufe in diesem Sektor als interessant. Dabei habe ich zwei Favoriten: Royal Dutch und Rio Tinto. Royal Dutch hat sich mit der Übernahme der BG Group Produktionswachstum für die nächsten Jahre gesichert. Der Konzern verfügt zudem über genügend Flexibilität, um die Phase mit einem tieferen Ölpreis gut zu meistern. Rio Tinto gehört zu den grössten Minengesellschaften der Welt. Sie betreibt Standorte mit den tiefsten Produktionskosten der Branche. Dieser Vorteil ermöglicht es Rio Tinto, auch in der aktuellen Tiefpreisphase profitabel zu bleiben.
Wo sehen Sie Chancen?
Die jüngste Marktkorrektur liess die Volatilitäten um über 30 Indexpunkte ansteigen. Der VSMI-Index, der die Volatilität der an der Eurex gehandelten 30-tägigen SMI-Optionen abbildet, notiert aktuell um 22 Punkte. Obwohl der Angstbarometer nicht mehr so hoch ist, lassen sich trotzdem im aktuellen Marktumfeld interessante Barrier Reverse Convertibles strukturieren oder Put-Optionen auf solide Schweizer Large Caps verschreiben.
Wovon wurden sie jüngst positiv überrascht?
Obwohl die Schweizer Börse gegenüber Jahresanfang noch fast 10 Prozent im Minus steht, haben sich diverse Schweizer Industrieaktien, wie Schindler, Fischer, Geberit oder Sika fast unbemerkt sehr positiv entwickelt. Trotz Frankenstärke und Konjunkturängsten stehen diese Titel zum Teil auf 12-Monatshöchstkursen und weisen auch noch weiteres Potenzial auf.
*Renato Flückiger ist seit August 2012 CIO der Bank Valiant in Bern. Zuvor war der Betriebsökonom bei der Grossbank UBS in verschiedenen Funktionen tätig. Renato Flückiger hat an der Fachhochschule in Bern studiert und besitzt zudem das Diplom des Chartered Financial Analyst.
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