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Expertenkolumne 20.10.2025 10:52:09

Vom Boom zur Balance: Private Credit reift aus

Vom Boom zur Balance: Private Credit reift aus

In einem reifen Marktumfeld bietet Private Credit weiterhin nachhaltige Chancen, wobei Grösse, Struktur und aktives Management zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Private Credit hat sich in den vergangenen Jahren von einer spezialisierten Nische zu einem zentralen Bestandteil des Anlageuniversums entwickelt. Innerhalb von etwas mehr als einem Jahrzehnt ist das Marktvolumen auf rund 1.7 Billionen US-Dollar angewachsen, was einem jährlichen Wachstum von 13 Prozent seit der globalen Finanzkrise entspricht. Ursprünglich als opportunistische Alternative zu öffentlichen Anleihen oder syndizierten Krediten genutzt, umfasst Private Credit heute ein breites Spektrum, das von Investment-Grade-Platzierungen und Mittelstandsfinanzierungen über Infrastrukturkredite bis hin zu forderungsbesicherten Wertpapieren und Venture Debt reicht.

Kritische Stimmen sehen in den starken Zuflüssen und der wachsenden Zahl neuer Marktteilnehmer Anzeichen für eine Überhitzung. Tatsächlich deutet vieles darauf hin, dass es sich nicht um eine Blase handelt, sondern um den nächsten Entwicklungsschritt einer reifenden Anlageklasse. Die entscheidende Frage für Investoren ist daher nicht, ob Private Credit zu gross wird, sondern wie sich Qualität unterscheiden lässt und wie sich in einem komplexeren Umfeld stabile Renditen erzielen lassen.

Segmentierte Chancen statt Monolith

Ein verbreitetes Missverständnis ist, Private Credit als homogene Anlageklasse zu betrachten. In der Realität ist der Markt stark segmentiert.

In den USA bleibt der Mid-Market ein wesentlicher Wachstumstreiber für Private Credit. Sponsorengestützte Finanzierungen sorgen hier für Stabilität und transparente Governance-Strukturen. Am oberen Ende des Mid-Markets hat intensiver Wettbewerb zu lockeren Strukturen geführt, die syndizierten Krediten ähneln. m unteren Segment locken zwar höhere Renditen. Dafür sind die Risiken aber erhöht. Zwischen diesen Polen hat sich der Mid-Market, der von Sponsoren gestützt wird, zuletzt als weniger überlaufen erwiesen.

Der europäische Markt ist demgegenüber stärker fragmentiert. Diese Marktstruktur begünstigt einige wenige paneuropäische Anbieter mit ausreichender Grösse. Diese Akteure sind in der Lage, ihre lokale Marktkenntnis wirkungsvoll mit etablierten Sponsorennetzwerken zu kombinieren und sich so im heterogenen europäischen Private-Credit-Umfeld zu positionieren. Damit eröffnet sich Investoren eine breite Palette an Chancen, wobei jede Marktregion und jedes Segment eine differenzierte Betrachtung erfordert.

Dry Powder als Signal für Nachhaltigkeit

Aktuell ist das Verhältnis von Eigen- zu Fremdkapital auffällig. In Nordamerika übersteigt das nicht investierte Eigenkapital («Dry Powder») das verfügbare Fremdkapital um mehr als 450

Milliarden US-Dollar (siehe Abbildung 1). In Europa ist der Unterschied noch deutlicher: Hier steht fast fünfmal so viel Eigen- wie Fremdkapital bereit. Dieses Ungleichgewicht sorgt für einen langfristig stabilen Dealflow: Private-Equity-Sponsoren werden auch künftig Kreditpartner für Akquisitionen, Wachstumsfinanzierungen und Refinanzierungen benötigen. Für Kreditgeber mit etablierten Zugangswegen entsteht damit eine belastbare Pipeline, was der Sorge einer Marktsättigung entgegenwirkt.

Die drei entscheidenden Differenzierungsfaktoren Ob Private Credit für Investoren dauerhaft attraktiv bleibt, hängt weniger von den einzelnen Segmenten als vielmehr von der Herangehensweise der Manager ab. Entscheidend sind drei Faktoren:

· Sourcing: Der Zugang zu exklusiven Transaktionen durch enge Beziehungen zu Sponsoren und Kreditnehmern verringert die Abhängigkeit von überfüllten, intermediären Deals.

· Struktur: Manager mit der Grösse, Transaktionen anzuführen, können Covenants und Konditionen aktiv mitgestalten, Schutzmechanismen massschneidern und Interessen ausgleichen.

· Stewardship: Die aktive Portfoliobetreuung nach Abschluss des Deals ist der «unbekannte Motor» von Private Credit. Kontinuierliches Monitoring, frühzeitiges Eingreifen und ein enger Dialog mit Kreditnehmern tragen wesentlich zur Werterhaltung bei - gerade in volatilen Phasen.

Diese Faktoren wirken über die Zeit kumulativ: Wer Vertrauen aufbaut, erhält Folgeaufträge für Refinanzierungen oder Zusatzfinanzierungen. Damit sinken die Kosten für die Transaktionssuche, während gleichzeitig die Qualität des Portfolios steigt.

Stabilität in einem volatilen Umfeld

Öffentliche Märkte bleiben schwankungsanfällig. Private-Credit-Investments können dagegen durch vertraglich vereinbarte Cashflows, Schutzmechanismen und Diversifikation zusätzliche Stabilität bieten. Investment-Grade-Privatplatzierungen liefern Investoren mit langfristigen Verpflichtungen - etwa Pensionskassen oder Versicherer - laufzeitgerechte Erträge.

Wachstumsorientierte Investoren erhalten insbesondere über den Mid-Market Zugang zu Unternehmen, die das Rückgrat der Wirtschaft bilden. Private Credit kann damit als eine Art «Stabilisierungs-Allokation» fungieren - ein Ruhepol in einem unsicheren Marktumfeld.

Private Credit steht nicht vor einer Überhitzung, sondern entwickelt sich zu einem komplexeren und widerstandsfähigeren Ökosystem. Für Investoren gilt es, das Wesentliche vom Nebensächlichen zu trennen und Manager zu identifizieren, die in den Bereichen Sourcing, Strukturierung und aktivem Management überzeugen. Da das vorhandene Eigenkapital das Fremdkapital weiterhin deutlich übersteigt, bleiben die Chancen bestehen, sie verlagern sich lediglich. Die nächste Phase von Private Credit könnte für langfristig orientierte Anleger besonders attraktiv werden.

Autorin

Laura Parrott ist Head of Private Fixed Income bei Nuveen, wo sie die Private Placements leitet und Nuveen Green Capital sowie das Energy Infrastructure Credit Team beaufsichtigt. Sie verwaltet eine Plattform mit über 60 Milliarden US-Dollar an Vermögenswerten. Als Absolventin der Wake Forest University und der Duke University (MBA) kam sie 2005 zu Nuveen.

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