Auf Kurs |
16.10.2025 11:26:00
|
Nestlé-Aktie 10 Prozent im Plus: Wachstum übertrifft Erwartungen im dritten Quartal

Nestlé hat im dritten Quartal sein Wachstum stark beschleunigen können.
Insgesamt setzte Nestlé in den ersten neun Monaten des Jahres 2025 rund 65,87 Milliarden Franken um, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Das entspricht einem organischen Wachstum von 3,3 Prozent - das ist mehr als von Analysten erwartet.
Im dritten Quartal lag das organische Wachstum bei 4,3 Prozent, nach 3,0 Prozent im Vorquartal. Dieses resultierte erneut einerseits aus Preiserhöhungen mit 2,8 Prozent. Bei der verkauften Menge konnte sich Nestlé verbessern. Das Mengenwachstum (RIG) drehte mit 1,5 Prozent wieder ins Plus nach einem Rückgang von 0,4 Prozent im Vorquartal.
Das Management ist zuversichtlich, seine für das Gesamtjahr gesteckten Ziele zu erreichen. Es rechnet weiterhin mit einem höheren organischen Umsatzwachstum als im Vorjahr (2,2 Prozent). Die operative Marge soll bei mindestens 16 Prozent liegen.
Sparprogramm angekündigt
Neben den Quartalszahlen kündigte der neue CEO Philipp Navratil auch erste strategische Prioritäten an. Dabei will er vor allem den Fokus auf das Mengenwachstum legen. "Wachstumsimpulse durch reales Mengenwachstum zu erzielen, ist unsere oberste Priorität", wird er in der Mitteilung zitiert.
Zugleich tritt er auf die Kostenbremse. Der Konzern will in den kommenden zwei Jahren weltweit rund 16'000 Stellen abbauen. Davon entfallen etwa 12'000 auf Büroangestellte in verschiedenen Funktionen und Regionen, was bis Ende 2027 jährliche Einsparungen von 1,0 Milliarden Franken bringen soll. Weitere rund 4000 Stellen sollen im Rahmen von Produktivitätsinitiativen in Produktion und Lieferkette gestrichen werden.
"Die Welt verändert sich - und Nestlé muss sich schneller verändern", sagte Navratil. Dazu gehörten auch schwierige, aber notwendige Entscheidungen, die eine Reduktion der Belegschaft in den nächsten zwei Jahren beinhalte. "Zusammen mit weiteren Massnahmen arbeiten wir daran, unsere Kosten deutlich zu senken, und erhöhen heute unser Sparziel bis Ende 2027 auf 3,0 Milliarden Franken."
Navratil hatte den Chefposten vor eineinhalb Monaten Knall auf Fall von Laurent Freixe übernommen. Dieser war nach einem Jahr im Amt wegen einer verheimlichten Beziehung mit einer Direktunterstellten und Begünstigungsvorwürfen per sofort gefeuert worden. Auch Verwaltungsratspräsident Paul Bulcke ging daraufhin vorzeitig und übergab Anfang an den bisherigen Vize Pablo Isla.
Die Erwartungen an Navratil und Isla sind hoch. Nach Jahren mit schwachem Wachstum und Führungsfehlern soll das Duo wieder mehr Dynamik bringen und aufs Tempo drücken.
Neuer Nestlé-CEO setzt Priorität auf schnelleres Wachstum
Der neue Nestlé-CEO Philipp Navratil ist mit einem Paukenschlag gestartet. Nur rund zwei Wochen nach seinem offiziellen Amtsantritt hat er bereits ein grösseres Sparpaket inklusive Stellenabbau angekündigt. Neben Kosteneinsparungen setzt er den Fokus auf eine Steigerung des Wachstums.
"Das interne Realwachstum hat für uns oberste Priorität", sagte der CEO an einer Telefonkonferenz mit Journalisten zu den Neunmonatszahlen. Dazu habe man die Investitionen zielgerichtet gesteigert, und dabei schon erste Ergebnisse erzielt. "Jetzt müssen wir noch mehr leisten, schneller handeln und unsere Wachstumsdynamik beschleunigen."
Nestlé will laut dem CEO in Zukunft jenen Geschäftsopportunitäten und -bereichen den Vorrang geben, die das höchste Renditepotenzial haben. Als Beispiele nannte er Menüs für Heissluftfritteusen und kalten Kaffee. Das Portfolio reagiere sehr schnell auf Investitionen, wie auch die Wachstumsbeschleunigung im dritten Quartal zeige.
Überhaupt wolle man bei grossen Investitionen "entschlossener" vorgehen. Die Innovationskraft soll damit erhöht werden, um Wachstum und Wertschöpfung zu beschleunigen. Allzu konkret wurde er dabei allerdings noch nicht.
Leistungskultur gefordert
Der neue Konzernchef wendet sich indirekt auch an sein Personal. Er fordert nämlich "eine auf Leistung ausgerichtet Kultur, welche den Verlust von Marktanteilen nicht akzeptiert und Erfolg belohnt". Dazu gehöre auch "mehr Ambition" bei den Innovationen. Auch einen Entwicklungssprung in den Bereichen Marketing und Konsumentenkenntnisse soll es geben.
Neben Wachstum will Navratil aber auch die Kosten angehen. In den nächsten zwei Jahren ist ein globaler Personalabbau von etwa 16'000 Stellen geplant, was knapp 6 Prozent der knapp 280'000 Nestlé-Stellen entspricht. Neben 12'000 Büroangestellten sollen weitere 4000 Stellen in der Produktion abgebaut werden.
In der Vergangenheit sei Nestlé bei solchen Veränderungen nicht sehr transparent gewesen, sagte Navratil. Er wolle nun Transparenz herstellen. Der Abbau betreffe alle Märkte und Funktionen und beinhalte auch das Hauptquartier in Vevey, sagte er auf eine entsprechende Frage. In welchen Regionen wie viele Stellen abgebaut werden, könne er allerdings noch nicht beziffern. Dazu müssten auch erst die Konsultationen mit den Sozialpartnern durchgeführt werden. Die Details würden zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.
Mit dem Stellenabbau sollen jährliche Einsparungen von 1,0 Milliarden Franken bis Ende 2027 erzielt werden, was einer Verdoppelung der den ursprünglich geplanten 0,5 Milliarden entspricht. Die damit verbundenen einmaligen Restrukturierungskosten werden mit rund 2 Milliarden Franken beziffert.
Dividendenpolitik soll beibehalten werden
Klare Ansagen gibt es auch bereits zur Dividendenpolitik. In Investorenkreisen war zuletzt befürchtet worden, dass die Politik der letzten 30 Jahre - jedes Jahr eine höhere Dividende pro Aktie - wegen der stark gestiegenen Verschuldung gefährdet sein könnte. Nun sagt der CEO: "Unsere langjährige Dividendenpolitik wollen wir beibehalten."
Dies soll möglich sein, indem der freie Cashflow (FCF) in Franken in "konstant über dem Dividendenwachstum" liegt. Für das laufende Jahr 2025 wird ein FCF von 8 Milliarden Franken angepeilt, der sich 2026 weiter erholt.
So tickt der neuen Nestlé-Chef: "Dogmen halten mich nicht zurück"
Der Schweizer Philipp Navratil hat bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als neuer Nestlé-Chef einen Mentalitätswechsel für den Nahrungsmittelriesen angekündigt. Der Auftritt des 49-Jährigen verspricht zudem einen ganz neuen Kommunikationsstil.
"Ich gehe die Dinge mit einem frischen Blick an - alte Dogmen halten mich nicht zurück. Von mir können Sie Transparenz und Verantwortungsbewusstsein erwarten", sagte Navratil in einer Telefonkonferenz mit Analysten am Donnerstag.
Als neuer Chef des Weltkonzerns mit 277'000 Mitarbeitenden machte er klar: Er setzt vor allem auf Tempo, Leistung und Offenheit. "Wir müssen uns schneller bewegen und Wettbewerb zurückbringen, und auch wieder mehr Liebe für unsere Produkte entwickeln."
Navratil stellte sich in einem fast 13-minütigen Video erstmals selber ausführlich vor - als Manager mit klaren Prinzipien und persönlicher Bodenhaftung. Der ehemalige Nespresso-Chef, der in Zürich aufwuchs und seit fast 25 Jahren für Nestlé arbeitet, betont eine Führungsphilosophie, die auf Tempo, Leistungsorientierung und Transparenz setzt. Alte Denkmuster wolle er hinter sich lassen und den Wettbewerbsgeist im Unternehmen neu entfachen.
Seine Schlagworte sind etwa "Schnelligkeit vor Perfektion" und "Mut vor Bequemlichkeit". Im Unternehmen Marktanteilsverluste zu akzeptieren, komme für ihn nicht infrage. Entscheidungen sollen künftig stärker datenbasiert und Prioritäten klar gesetzt werden. Navratil fordert von seinen Führungskräften Verantwortung und Verbindlichkeit und will eine Kultur schaffen, die messbare Leistung sichtbar belohnt.
"Bin ein echter Schweizer"
Auch persönlich zeigte sich der Manager nahbar: Er stammt gemäss eigenen Worten aus einer schweizerisch-österreichisch-italienischen Familie, ist mit einer Spanierin verheiratet, Vater von zwei Teenagern und Hundebesitzer. Er sei ein "echter Schweizer": In seiner Freizeit zieht es ihn in die Berge, "im Winter wie im Sommer".
Navratil begann seine Nestlé-Karriere 2001 als interner Auditor und übernahm danach Führungsaufgaben in Lateinamerika sowie im Kaffeegeschäft in Mexiko. Später leitete er die globale Coffee Strategic Business Unit und wurde 2024 CEO von Nespresso. Seit September 2025 führt der gebürtige Zürcher den gesamten Nestlé-Konzern als CEO. Sein Vorgänger Laurent Freixe war nach nur einem Jahr im Amt wegen einer verheimlichten Liebesbeziehung mit einer Direktunterstellten per sofort gefeuert worden.
Bis heute, sagte Navratil, halte ihn bei Nestlé "die Mischung aus Menschen, Marken und Lernmöglichkeiten".
So reagiert die Aktie
Die Aktien von Nestlé haben am Donnerstag zu einem Höhenflug angesetzt. Der weltgrösste Nahrungsmittel-Hersteller hat mit seinen Umsatzzahlen für das dritte Quartal positiv überrascht. Ausserdem hat der neue Konzernchef bereits erste strategische Pflöcke eingeschlagen, was im Handel gut aufgenommen wird.
Die Nestlé-Aktie notiert an der SIX zeitweise 10,39 Prozent stärker bei 82,78 Franken, was laut Händlern dem grössten Tagesanstieg seit der Finanzkrise 2008 entspricht. Gegenüber dem Jahrestief von Anfang August bei 69,90 Franken hat Nestlé damit rund 17 Prozent zugelegt. Das Jahreshoch von Ende März bei 91,72 ist allerdings noch weit entfernt.
Die vorgelegten Zahlen beim organischen Wachstum haben die Erwartungen von Analysten deutlich übertroffen, wobei vor allem das sogenannte interne Realwachstum (kurz RIG oder Mengenwachstum) stark über den Erwartungen lag. Die Zahl wird von Analysten stark beachtet und war zuletzt negativ. Insofern ist die Beschleunigung auf 1,5 Prozent im dritten Quartal überraschend.
Der neue Nestlé-CEO hat ausserdem einen grösseren Stellenabbau inklusive höhere Einsparungen angekündigt und will den Fokus wieder vermehr auf schnelleres Wachstum legen. Ausserdem gab es beruhigende Worte in Sachen Dividendenpolitik. Sie soll so wie in den letzten Jahren weitergeführt werden. Seit rund 30 Jahren wird die Dividende pro Aktie jedes Jahr (leicht) erhöht.
Befürchtungen ausgeräumt
Entsprechend positiv sind auch die Kommentare der professionellen Beobachter. Nestlé habe beim RIG - und damit einem der Hauptschwerpunkte für Investoren - gute Ergebnisse erzielt, heisst es etwa bei der Bank Vontobel in einer ersten Einschätzung. Die Aussagen des CEO und die ersten angekündigten Massnahmen gingen zudem in die richtige Richtung.
Der US-Broker Jefferies spricht von einem "wichtigen Erfolg". Mit dem RIG im dritten Quartal, der um mehr als 1 Prozentpunkt über den Erwartungen liegt, seien die Befürchtungen einiger Anleger hinsichtlich eines erneuten Rückgangs eindeutig ausgeräumt worden. Zwar sei noch viel zu tun, doch dies sei ein guter Anfang.
Von "zusätzlichem Treibstoff für die Trendwende" ist bei Bernstein die Rede. Die Erhöhung der Sparanstrengungen auf 3,0 Milliarden Franken (inklusive grösserem Stellenabbau) sei ebenfalls eine positive Überraschung so kurz nach dem Amtsantritt des neuen CEOs.
Vevey (awp) / Zürich (awp)
Weitere Links:
Gold auf Allzeithoch, Dollar unter Druck: Kippt jetzt der KI-Hype?
Gold auf Allzeithoch, US-Dollar unter Druck, KI-Hype, US-Schuldenkrise, Stagflation, Zinswende, Government Shutdown, steigende Anleiherenditen, Europa in der Zinsfalle (Frankreich, UK), Japan hebt Leitzinsen an, Immobilien- & Aktienblase in den USA, Notenbanken kaufen Gold.
Im Interview analysiert Marco Ludescher (Dr. Blumer & Partner Vermögensverwaltung Zürich) die Lage an den Kapitalmärkten. Olivia Hähnel (BX Swiss) hakt nach: Was bedeutet die Goldrally für Anleger? Kippt der KI-Hype? Wie wirken Schulden, Inflation und Zinspolitik auf Aktien, Anleihen und Immobilien?
Überblick:
– Gold & Währungen: Rekord-Gold vs. schwacher US-Dollar (DXY).
– Makro & Zinsen: Zinswende der Notenbanken vs. steigende Marktrenditen; Stagflations-Risiko.
– USA-Fokus: Defizite, Shutdown, Konsumdruck, Immobilienmarkt, Tech-Bewertungen.
– Europa: Frankreich & UK unter Druck; Emissionen, Hypotheken, Unternehmenslage.
– Japan: Ende der Ultra-Niedrigzinsen? YCC-Folgen für Yen & Renditen.
– KI & Tech: Investitionswelle (Nvidia, OpenAI, Oracle, CoreWeave, Meta, Amazon) – Chance oder KI-Blase?
– Takeaways: Rolle von Edelmetall-Produzenten, Diversifikation, schrittweises Vorgehen.
👉🏽 Jetzt auch auf BXplus anmelden und von exklusiven Inhalten rund um Investment & Trading profitieren!
Inside Trading & Investment
Inside Fonds
Meistgelesene Nachrichten
Top-Rankings
Börse aktuell - Live Ticker
Bilanzen von Nestlé und ABB im Fokus: SMI kräftig im Plus -- DAX wenig bewegt -- Asiens Börsen letztlich uneinheitlichDer heimische Aktienmarkt zeigt sich am Donnerstag mit Gewinnen. Der deutsche Aktienmarkt pendelt unterdessen um die Nulllinie. An den Börsen in Asien waren am Donnerstag verschiedene Vorzeichen zu sehen.