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16.12.2025 19:15:36

Lafarge-Prozess: Anklage fordert Gefängnisstrafe für Ex-Konzernchef

(Zusammenfassung)

Paris (awp) - Im Lafarge-Prozess in Paris hat die französische Antiterrorstaatsanwaltschaft harte Strafen gegen den ehemaligen Konzernchef des französischen Zementkonzerns gefordert: Bruno Lafont soll nach Meinung der Anklage für sechs Jahre ins Gefängnis bedingt und eine Millionenbusse bezahlen. Auch das Unternehmen soll an die Kasse kommen.

Die Staatsanwaltschaft warf dem französischen Zementkonzern, der mittlerweile zum Zuger Baustoffkonzern Holcim gehört, eine wirtschaftliche Partnerschaft mit Terroristen vor. Das Unternehmen habe ein "systemisches Vorgehen" an den Tag gelegt, hiess es in den Schlussanträgen am Dienstag.

Das Unternehmen steht seit rund einem Monat wegen Terrorismusfinanzierung im syrischen Bürgerkrieg und Verstössen gegen internationale Sanktionen in den Jahren 2012 bis 2014 vor Gericht. Ebenfalls auf der Anklagebank sitzen acht ehemaligen Führungskräfte.

Harte Strafe gegen Lafont gefordert

Besonders hart will die Staatsanwaltschaft gegen Ex-Lafarge-Chef Bruno Lafont vorgehen: Sie forderte eine Strafe von sechs Jahren Gefängnis mit aufgeschobener Vollstreckung gegen den Lenker des einst zweitgrössten Zementkonzerns der Welt, der 2015 von Holcim übernommen wurde. Zudem soll Lafont eine Busse von 225'000 Euro zahlen.

Darüber hinaus soll die Lebensversicherung von über 2 Millionen Euro konfisziert werden, forderte die Staatsanwaltschaft. Lafont habe bei seinem Ausscheiden von Lafarge 5 Millionen Euro erhalten, betonte die Anklage. Er habe angesichts der Vorgänge in Syrien eine rein ökonomische Wahl getroffen, die vor Zynismus strotze, erklärte die Staatsanwaltschaft.

Lafont habe den Betrieb der syrischen Zementfabrik Jalabiya über 20 Monate im Bürgerkrieg aufrechterhalten. Dabei sei der Ex-Konzernchef der einzige gewesen, der dem Ganzen ein Ende hätte setzen können, erklärte die Staatsanwaltschaft. Lafont sei schriftlich und mündlich über die Situation in Syrien informiert worden, auch wenn er behaupte, die Berichte des Sicherheitskomitees von Lafarge nicht gelesen zu haben.

Lafarge soll ebenfalls Busse zahlen

Neben Lafont soll auch das Unternehmen zur Kasse gebeten werden. Die Staatsanwaltschaft forderte die die teilweise Einziehung von 30 Millionen Euro, die bereits zurückgestellt wurden. Zudem beantragte sie eine solidarische Busse von 4,6 Millionen Euro wegen Zollvergehen und Verstössen gegen internationale Finanzsanktionen, die gemeinsam mit den ebenfalls in diesem Punkt angeklagten Personen zu zahlen sei. Darüber hinaus forderte die Staatsanwaltschaft eine Geldstrafe in Höhe von 1,125 Millionen Euro gegen Lafarge als juristische Person.

Diese Bussen bemessen sich an den 4,69 Millionen Euro, die Lafarge von 2012 bis 2014 an dschihadistische Gruppen in Syrien gezahlt haben soll. Die Gelder flossen unter anderem an die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) und die Al-Nusra-Front.

Die Staatsanwaltschaft wies die Darstellung der Verteidigung zurück, Lafarge sei erpresst worden. Von einem Zwang könne keine Rede sein, vielmehr habe das Unternehmen bewusst mit bewaffneten Gruppen kooperiert, um den Betrieb des Zementwerks in Nordsyriens bis zur Einnahme durch den IS im September 2014 aufrechtzuerhalten, hiess es.

In der Konzernzentrale in Paris habe man Angst vor einem Abschreiber auf die Aktiven vor der anstehenden Fusion mit dem Schweizer Konkurrenten Holcim im Jahre 2015 gehabt, argumentierte die Staatsanwaltschaft.

Der Prozess in Paris wegen möglicher Terrorismusfinanzierung dauert nun schon einen Monat. Auf die Schlussanträge folgen die Plädoyers der Verteidigung. Ein Urteil wird für nächstes Jahr erwartet.

In den USA hatte das Unternehmen im Herbst 2022 im Rahmen eines Schuldbekenntnisses bereits eine Strafe von 778 Millionen Dollar gezahlt.

ck/jb/uh

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