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Software-Machtkampf 17.11.2025 15:51:00

SAP-Aktie unter Druck: Wie Celonis zum gefährlichen Rivalen wird

SAP-Aktie unter Druck: Wie Celonis zum gefährlichen Rivalen wird

SAP dominiert die Unternehmenssoftware, gerät im Process Mining aber zunehmend unter Druck. Celonis baut seine KI-Plattform aus und greift dort an, wo SAP seine Cloudstrategie vorantreibt.

• Celonis entwickelt sich vom Process-Mining-Spezialisten zum breiten KI-Plattformanbieter
• Im Kernmarkt von SAP wächst der Wettbewerbsdruck, begleitet von einem eskalierenden Rechtsstreit
• SAP-Aktie seit Jahresbeginn schwächer, Analysten sehen dennoch deutliches Kurspotenzial

SAPs Process-Mining-Anspruch gerät unter Druck

Für SAP ist Process Mining zu einem zentralen Baustein der eigenen Cloud- und Transformationsstrategie geworden. Der Konzern will Kunden dabei unterstützen, ihre Geschäftsprozesse zu modernisieren und in die Cloud zu verlagern. In dieses Umfeld drückt Celonis mit neuen Angeboten immer stärker hinein. Laut Handelsblatt bietet das Start-up inzwischen eine zentrale Plattform an, über die Unternehmen nicht nur Prozesse analysieren, sondern auch ihre wichtigsten Anwendungen steuern können. Ziel ist es, den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Breite zu ermöglichen und besser in Geschäftsabläufe einzubetten.

Damit nähert sich Celonis dem Modell der grossen Plattformanbieter, zu denen Analysten auch SAP zählen. Forrester-Experte Bernhard Schaffrik sieht Celonis nach Angaben des Handelsblatts inzwischen als potenziell ernsthaften Wettbewerber in der Liga der grossen Softwarehersteller. Besonders der Zugriff auf umfangreiche Prozessdaten verschaffe dem Start-up Vorteile, weil komplexe Unternehmensprobleme so ganzheitlicher erfasst und gelöst werden könnten. Für SAP bedeutet das zunehmenden Wettbewerb in einem Segment, das eng mit der eigenen ERP- und Cloudstrategie verknüpft ist.

Wie Celonis SAP im Kerngeschäft herausfordert

Der Wettbewerb zwischen beiden Unternehmen ist auch das Ergebnis einer strategischen Weichenstellung von SAP. Anstatt Celonis zu übernehmen, entschied sich der Konzern 2021 für den Kauf des Process-Mining-Anbieters Signavio, wie das manager magazin berichtet. Seither setzt SAP im Process-Management auf eigene Lösungen und hat Celonis von der Preisliste genommen. Nach Informationen des Handelsblatts hat sich das Verhältnis der Unternehmen seitdem deutlich verschlechtert. Beide Anbieter greifen damit in gleicher Kundengrösse und ähnlichen Anwendungsfällen an.

Celonis reagiert auf diesen Strategiewechsel mit einem Ausbau seines Leistungsangebots. Laut Handelsblatt können Kunden nun digitale Zwillinge ihrer Prozesse schneller aufbauen, KI-Assistenten nutzen und KI-Agenten einsetzen, die eigenständige Entscheidungen treffen. Zudem öffnet Celonis die Plattform für andere Anbieter, die eigene Agenten und Anwendungen entwickeln können. Für Firmen, die bereits SAP-Systeme nutzen, entsteht damit eine zusätzliche Konkurrenzlösung im Umfeld von Prozessanalyse, Transparenz und Automatisierung - genau dort, wo SAP seine Cloudkunden langfristig binden möchte.

Rechtsstreit mit Signalwirkung für den Markt

Die wachsende Konkurrenz bleibt nicht auf der Produktebene stehen, sondern spiegelt sich in einem umfangreichen Rechtsstreit wider. Nach Recherchen des manager magazins stehen SAP und Celonis derzeit in mehreren Verfahren in Deutschland und den USA gegeneinander vor Gericht. Celonis wirft SAP unter anderem vor, den Zugriff auf wichtige Geschäftsdaten für Celonis-Kunden zu erschweren und wettbewerbswidrig zu agieren. SAP weist diese Vorwürfe zurück und versucht, sie in einer Feststellungsklage aus der Welt zu schaffen. Ein wichtiger Verhandlungstermin in Deutschland ist erst für 2026 angesetzt.

Parallel dazu klagt Celonis in den USA und konnte dort laut manager magazin bereits erreichen, dass ein Grossteil der Vorwürfe vom zuständigen Gericht zugelassen wurde. Für beide Unternehmen geht es um mehr als nur einzelne Verträge, denn der Zugang zu Prozess- und Unternehmensdaten gilt als entscheidende Grundlage für KI-Anwendungen und Automatisierungslösungen. Je nachdem, wie die Verfahren ausgehen, könnte das direkte Auswirkungen darauf haben, wie eng SAP seine Plattform kontrolliert und wie offen sich die Schnittstellen für Drittanbieter wie Celonis gestalten lassen. Für SAP steht damit nicht nur Marktanteil, sondern auch die Wahrnehmung als Partner im Ökosystem auf dem Spiel.

SAP-Aktie schwächer - Analysten trotzdem optimistisch

An der Börse spiegelt sich der verschärfte Wettbewerb und das anspruchsvolle Marktumfeld bislang in einer schwächeren Kursentwicklung wider. Die SAP-Aktie notiert via XETRA zeitweise bei 208,80 Euro und liegt damit 1,09 Prozent im Minus. Seit Jahresbeginn ergibt sich ein Rückgang von rund 10 Prozent.

Trotz dieser Korrektur bleibt die Analystenstimmung positiv. Nach Daten von TipRanks liegen 18 aktuelle Einschätzungen vor, 17 davon empfehlen die Aktie zum Kauf, eine zum Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel beläuft sich auf 297,67 Euro und signalisiert damit ein erwartetes Aufwärtspotenzial von über 40 Prozent.

Für Anleger bedeutet das: Während SAP sich strategisch im Spannungsfeld zwischen eigener Plattformstrategie, wachsendem Wettbewerb und rechtlichen Auseinandersetzungen behaupten muss, trauen viele Analysten dem DAX-Schwergewicht weiterhin deutlich steigende Kurse zu. Celonis wiederum stärkt mit seiner KI-Plattform das Profil als ernstzunehmender Herausforderer im direkten Umfeld von SAP, was die Dynamik im Markt für Unternehmenssoftware weiter erhöhen dürfte.

Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: T. Schneider / Shutterstock.com,Cineberg / Shutterstock.com

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