Nuee Zölle |
26.09.2025 11:15:00
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Trump kündigt 100-Prozent-Zoll auf Arzneimittelimporte an - Aktien von Novartis und Roche gelassen - Galderma, Addex und Co. mit Kursrutsch

US-Präsident Donald Trump hat Zölle von 100 Prozent auf Arzneimittelimporte in die Vereinigten Staaten ab dem 1. Oktober angekündigt.
Sollten Arzneimittelhersteller eine Produktionsstätte in den USA bauen, könnten sie damit den Zoll umgehen, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. Unter "bauen" versteht Trump Produktionsstätten, die sich in Bau befinden oder deren Baubeginn geplant ist, wie er ausführte.
Die Schweizer Pharmaindustrie hatte Zölle befürchtet. Trump hatte den Pharmakonzernen bis Ende September Zeit für eine Senkung der Preise von importierten Medikamenten gegeben und andernfalls der bislang von Zöllen befreiten Industrie eine massive Besteuerung angedroht
Novartis will Preise in den USA senken
Der Schweizer Pharmakonzern Novartis bemüht sich, die Arzneipreise in den USA zu senken. Novartis arbeite mit der Regierung zusammen und versuche, "konstruktive Lösungen zu finden", sagte Konzernchef Vas Narasimhan in einem in einem Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung" vom Samstag. Er nahm Länder ausserhalb der USA in die Pflicht, für Innovationen einen höheren Anteil zu leisten. Insbesondere in der Schweiz seien die Medikamentenpreise viel zu tief, sagte er.
Angesichts der US-Zollpolitik fanden zwischen dem Bundesrat und der Pharma-Industrie am Montag Gespräche statt. Wirtschaftsminister Guy Parmelin sprach von einem "konstruktiven" Austausch, ohne jedoch konkrete Hinweise zu geben.
Auf die Frage nach einer möglichen Erhöhung der Medikamentenpreise in der Schweiz antwortete Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider, dass dies nicht die Frage sei. Es gehe vielmehr darum, "wie wir daran arbeiten, den Pharmastandort Schweiz aufzuwerten, indem wir mit dem Auftrag des Parlaments und der aktuellen Rechtsgrundlage in Übereinstimmung sind".
Die Ziele von Trump
Pharmazölle führen zu höheren Preisen. Die US-Regierung verfolgt laut dem Raiffeisen-Chefökonom Fredy Hasenmaile aber zwei Ziele: Neben tieferen Medikamentenpreisen geht es um die Rückverlagerung der Produktion in die USA.
Die beiden Ansätze würden sich widersprechen, sagte Hasenmaile zur Wirtschaftsagentur AWP. Zollmassnahmen sind im Urteil des Ökonomen kein geeignetes Mittel, um die Produktion nachhaltig in die USA zurückzuholen. Der Aufbau neuer Produktionsstätten dauere Jahre, sei teuer und der Genehmigungsprozess langwierig und komplex
Roche und Novartis planen Investitionen
Die beiden Schweizer Pharmariesen Novartis und Roche hatten im Frühling bereits Investitionen in den USA angekündigt, um sich gegen mögliche Zollschranken zu wappnen. Novartis kündigte an, in den nächsten fünf Jahren 23 Milliarden Dollar in zusätzliche Fabriken und Forschungslabors in den USA zu investieren. Roche will im selben Zeitraum gar 50 Milliarden für die Kapazitätserweiterung ausgeben.
Die Pharmaindustrie ist der Wachstumsmotor der Schweiz. Sie erwirtschaftet fast 10 Prozent des Bruttoinlandprodukts, trägt seit 2020 rund 40 Prozent zum jährlichen Wirtschaftswachstum bei und generiert über die Hälfte aller Exporte.
So reagieren heimische Pharmatitel
Nach einem ersten Schreck geht es am Freitag für die beiden gewichtigen Pharmariesen dennoch aufwärts an der Börse. Novartis-Valoren gewinnen zeitweise 0,08 Prozent auf 98,08 CHF, für Roche geht es an der SIX überschaubare 0,31 Prozent auf 254,20 CHF nach unten. Sandoz verteuern sich um 0,47 Prozent auf 46,57 CHF und Prozent und Lonza um 0,89 Prozent auf 522,60 CHF. Auch Straumann (-0,48 Prozent auf 87,24 CHF) und Sonova (+0,14 Prozent auf 221,70 CHF) zeigen moderate Bewegungen. Bei ihnen hatten Zolldrohungen am Vortag für Abgaben gesorgt. Galderma fallen gegen den Trend deutlicher um 1,26 Prozent auf 133,60 CHF.
Analysten geben Entwarnung
Während einige Pharmawerte im asiatisch/pazifischen Raum am Freitagmorgen zunächst mit deutlichen Verlusten reagiert hatten, klingen die ersten Analystenkommentare weniger alarmiert. So hebt etwa der zuständige Pharma-Analyst von Vontobel in seinem Kommentar hervor, dass Roche und Novartis bereits angekündigt hätten, Produktionsstätten in den USA sowohl ausbauen als auch neu bauen zu wollen. Diese Pläne seien Teil der milliardenschweren Investitionsprogramme der Basler Konzerne.
Auch Sandoz komme wegen seiner günstigen Nachahmerprodukte eine Sonderrolle zu. Unklar sei lediglich die Lage für Galderma, schreibt der Vontobel-Analyst Stefan Schneider. Die Neuromodulatoren des Unternehmens werden nämlich ausserhalb der USA hergestellt, und Nemluvio werde nur teilweise in den USA produziert.
Auch bei J.Safra Sarasin schreibt der Aktienmarkt-Experte Wolf von Rotberg in einem ersten Kommentar, dass die Zölle grösser erscheinen könnten, als sie tatsächlich sind - mehr Schein als Sein. Wie der Experte weiter schreibt, scheine die Zoll-Ankündigung "ein strategischer Schachzug zu sein, um Druck auf die Pharmaindustrie auszuüben, bevor die von Präsident Trump gesetzte Frist am 29. September abläuft, bis zu der sich die Branche verpflichten muss, die Arzneimittelpreise in den USA an die niedrigsten Preise in anderen Industrieländern anzupassen (Meistbegünstigungsprinzip)", heisst es in dem Kommentar weiter.
Kursrutsch in den hinteren Reihen
Während die Aktien der grossen Branchenvertreter also vergleichsweise besonnen reagieren, kommt es in den hinteren Reihen bei einigen der kleinen Biotechwerte allerdings zu regelrechten Kursrutschen. So sacken Addex um 8,43 Prozent auf 0,06 CHF ab. Idorsia (-2,15 Prozent auf 3,64 CHF), Relief (-0,67 Prozent auf 2,98 CHF) und Kuros (-0,79 Prozent auf 22,56 CHF) folgen
Washington (awp/sda/dpa)
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