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14.11.2025 12:48:40
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MARKT-AUSBLICK/DAX bietet mehr Chancen als der S&P-500
Von Herbert Rude
DOW JONES--Die hohe Volatilität am deutschen Aktienmarkt dürfte nun langsam nachlassen. Nachdem der DAX seit vergangenem Freitag in einer Spanne von mehr als 1.000 Punkten gehandelt wurde, dürfte es in der kommenden Woche deutlich ruhiger zugehen. Zwar ist die Seitwärtsspanne zwischen 23.300 und dem Allzeithoch weiterhin intakt; der trotz des Siemens-Kursdesasters relativ gute Verlauf der Berichtssaion dürfte aber, verbunden mit besseren Konjunkturaussichten, nun zu einem verstärkten "Buy-the-Dips-Verhalten" führen und damit über kurz oder lang zu neuen Attacken auf die Widerstandszone - wenn nicht in der kommenden Woche, dann eben später. Die Widerstandszone liegt zwischen 24.450 und dem Allzeithoch bei 24.772 Punkten.
In Deutschland werden die nun beschlossenen neuen Konjunktur- und Rüstungsprogramme in Verbindung mit dem geplanten Haushalt zwar stark kritisiert. Politik ist aber auch immer die Umsetzung des Machbaren, und nicht das, was Volkswirte an ihren Schreibtischen als optimal ausarbeiten. Die Beschlüsse der Bundesregierung zu Industriestrompreis und Investitionen werden im kommenden Jahr aller Voraussicht nach deutliche Konjunkturimpulse setzen, nicht nur in Deutschland, sondern indirekt auch in den Nachbarländern. Hinzu kommt, dass mit der Entschärfung des Lieferkettengesetzes durch das EU-Parlament ein wichtiger Schritt in Richtung Bürokratieabbau vollzogen worden ist.
Vom massiven Kapitalabzug aus hoch bewerteten KI-Aktien und auch Kryptos ist der DAX aufgrund seiner Zusammensetzung kaum betroffen. Da die Verkäufe schon seit einigen Wochen zu beobachten sind, gibt es zwar in diesen Bereichen nun eine Chance für eine Atempause. Der Anteil der Bären ist laut einer neuen Umfrage unter US-Anlegern zuletzt auf über 49 Prozent gestiegen, ein Indiz, dass zumindest viele Privatanleger ihre Schieflagen bereits bereinigt haben. Ein generelles Ende der Korrektur in Kryptos oder KI-Aktien sollten Marktteilnehmer trotzdem noch nicht erwarten. Die Charts weisen über die kurze Sicht hinaus auf weiteren Korrekturbedarf hin.
Damit sind die Chancen gut, dass der DAX Relative Stärke gegenüber dem S&P-500 aufbaut, so wie das der Euro-Stoxx-50 bereits getan hat. In den USA liegen die Risiken nicht nur auf der KI- und der Krypto-Seite. Die Veröffentlichung wichtiger Daten zu Inflation und Beschäftigung verzögert sich wegen des inzwischen beendeten Shutdowns weiter. Am Markt heisst es, die fehlenden Daten könnten die Gefahr politischer oder auch geldpolitischer Fehlentscheidungen in den USA erheblich erhöhen. Eine Folge ist die zuletzt wieder deutlich gesunkene Erwartung einer weiteren Zinssenkung im Dezember.
Dass im DAX eine erste Attacke auf die Widerstandszone zwischen 24.450 und dem Allzeithoch am Donnerstag in einen Rücksetzer mündete, ist nicht ungewöhnlich. Aus technischer Sicht ist häufig erst der dritte Versuch erfolgreich. Der DAX hat mit dem Rücksetzer bisher die beiden Aufwärts-Gaps wieder geschlossen, so wie das zu erwarten war. Denn der Index ist als Gap-Schliesser bekannt. Sollte die Seitwärtsphase irgendwann beendet werden, entstehen aufgrund ihrer langen Dauer von nun bereits etwa sechs Monaten enorme Chancen. Ein Ausbruch nach einer so langen Schiebezone eröffnet häufig ein Potenzial von etwa 10 Prozent oder mehr.
Weil die Berichtssaison zum dritten Quartal nun zu Ende, kann sich der Markt auf die mittelfristigen und längerfristigen Perspektiven der Unternehmen konzentrieren. Für Montag haben Deutsche Bank und Siemens Healthineers zu ihren Kapitalmarkttagen eingeladen, für Dienstag ABB, Rheinmetall und Zurich Insurance. Am Mittwoch stehen dann die britischen Verbraucher- und Erzeugerpreise im Blick. Die Notenbank-Filiale in Philadelphia veröffentlicht am Donnerstag ihren Konjunkturbericht, den Philly-Fed, der wegen der Industrieansiedlungen dort als viel wichtiger gilt als der bereits am Montag anstehende Konjunkturbericht der New Yorker Fed-Filiale. Am Donnerstag werden auch deutsche Erzeugerpreisdaten bekanntgegeben, am Freitag Einkaufsmanagerindizes dies- und jenseits des Atlantiks.
DJG/hru/gos
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