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12.08.2021 11:00:27

Schroders: Kann ein Long-Short-Fonds nachhaltig sein?

Schroders: Kann ein Long-Short-Fonds nachhaltig sein?

Nicholette MacDonald-Brown
Fondsmanagerin, europäische Aktien

Nachhaltige Fonds werden bei Long-Only-Aktieninvestoren immer beliebter. Kann auch ein Long-Short-Produkt nachhaltig sein?

Ich glaube, die einfache Antwort ist ja. Mir sind Risiko, Rendite und Auswirkung wichtig, und ich denke, das trifft auch auf unsere Kundinnen und Kunden zu.

Nur weil eine Anlegerin oder ein Anleger keine hohe Risikobereitschaft aufweist, heisst das noch lange nicht, dass er oder sie auf Nachhaltigkeit keinen Wert legt.

Ferner bin ich der Überzeugung, dass ein Prozess, der neben der Fundamentalanalyse komplexe Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt, einfach Sinn macht. Zu Beginn meiner Karriere gab es noch keine Nachhaltigkeitsberichte, und der Grossteil der Informationen, die wir von Unternehmen erhielten, stammte aus den veröffentlichten Jahresabschlüssen. Das hat sich inzwischen ganz klar geändert.

Mit dezidierten Nachhaltigkeitsberichten und integrierter Berichterstattung verfügen wir heute über weit mehr Informationen über Unternehmen und ihre Ziele als noch vor 20 Jahren. Diese neuen Daten und die neuen Erwartungen der Anlegerinnen und Anleger bieten gemeinsam einen fruchtbaren Boden für einen erweiterten Prozess. Die Investorinnen und Investoren stellen Fragen zur Nachhaltigkeit, und die Unternehmen stellen diese Informationen zur Verfügung.

Spielen Leerkäufe eine Rolle bei nachhaltigen Produkten?

Der Leerverkauf (Shorting) einer Aktie, um von einem Wertverlust zu profitieren, kann für einen nachhaltigen Anleger ein wertvolles Instrument sein. Dies spiegelt meine grundlegende Überzeugung wider, dass wir als Gesellschaft keines der durch Nachhaltigkeitsresearch identifizierten Probleme allein durch Ausschlüsse lösen werden. Wenn Unternehmen aus der Debatte und Kontrolle der öffentlichen Märkte ausgeschlossen werden, werden die CO2-Emissionen nicht verringert oder die Arbeitsstandards verbessert. Tatsächlich entgehen sie so der Prüfung.

Ein Leerkauf ist mehr als nur die Entscheidung, einen Titel nicht zu halten, wie das bei einem Long-Only-Portfolio der Fall wäre. Ausserdem führt ein Leerkauf zu erhöhten Kapitalkosten für Unternehmen. Im Lauf der Zeit könnte dies dazu führen, dass sich das Verhalten einer Firma ändert, um die Probleme zu beheben, die Anlegerinnen und Anleger zu den Leerkäufen verleitet haben.

Es gilt, ein Gleichgewicht zu finden: Zwischen dem Wunsch, kurzfristig keinen grossen Schaden anzurichten, dem Wissen, dass ein Unternehmen zu Verhaltensänderungen bereit ist, und dem Wunsch, die Kapitalkosten für diejenigen Firmen zu erhöhen, die sich weigern, Veränderungen durchzusetzen. Ein Long-Short-Nachhaltigkeitsprozess, der Long- und Short-Positionen gleichermassen hinterfragt, ermöglicht es, dieses Gleichgewicht zu finden.

Was bedeutet Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit ist für mich ein weit gefasstes Thema, das sich ständig weiterentwickelt. Nachhaltigkeit umfasst nicht nur, was Unternehmen tun, sondern auch, wie sie es tun. Unsere Nachhaltigkeitsanalyse zielt darauf ab, Risiken und Chancen sowohl für ein Unternehmen als auch für eine Anlage zu erfassen, die in der Regel nicht in Jahresabschlüssen dargestellt werden. Meiner Ansicht nach kann die Nachhaltigkeitsanalyse einerseits kurzfristige Gewinnprognosen und andererseits die Bewertungskennzahl der Unternehmen beeinflussen. Daher spielt Nachhaltigkeit eine Rolle bei der Titelauswahl, und zwar unabhängig davon, ob Sie long gehen, um von einem falsch bewerteten Potenzial zu profitieren, oder bei unterschätzten Risiken short gehen.

Sobald ich mich entschieden hatte, dass dies ein wichtiger Aspekt war, den es zu integrieren galt, musste ich unsere Vorgehensweise für das Team festlegen. Es gab viele Möglichkeiten. Ein relativ einfacher Weg wäre die Verwendung von externen Ratings, um entweder die Zielpreise mechanisch anzupassen oder die Portfoliokonstruktion einzuschränken. Wesentlich komplizierter wäre ein vollständig integrierter Ansatz.

Dieser würde ein Rahmenwerk erfordern, das anhand von Nachhaltigkeitsanalysen zur Beantwortung der Fragen beiträgt, mit denen wir attraktive Anlagechancen identifizieren. Ein einzelner Score kann die Nuancen der Nachhaltigkeit nicht als kleine Zusatzfrage am Ende eines Prozesses erfassen.

Ich war der Meinung, dass wir einen wirklich integrierten Ansatz benötigten, um die komplexen Fragen der Nachhaltigkeitsanalyse beantworten zu können. Wir mussten einen Rahmen entwickeln, der uns Antworten auf zwei Schlüsselfragen gab:

  1. Würde die Gesellschaft einem Unternehmen einen Scheck ausstellen oder ihm für seine Auswirkungen eine Rechnung schicken?
  2. Schaffen die Beziehungen zu Interessengruppen (mit Gemeinschaften, Kunden, Mitarbeitenden, der Umwelt, Lieferanten, Aufsichtsbehörden) Chancen oder Risiken für die nachhaltige Führung eines Unternehmens?

Jedes Unternehmen schafft "Externalitäten" - Kosten oder Vorteile, die sich nicht finanziell auf das Unternehmen selbst auswirken. Ich glaube, dass der Markt diese positiven oder negativen externen Effekte, die durch die Aktivitäten der Unternehmen entstehen, letztendlich in seinen Bewertungen berücksichtigen wird. Darüber hinaus bin ich der Ansicht, dass sich Betriebe mit überragenden Stakeholder-Beziehungen oft durch Langlebigkeit und eine einheitlich überdurchschnittliche Rentabilität auszeichnen. Firmen, die diese Beziehungen nicht pflegen, setzten ihr Geschäft Risiken und Volatilität aus.

Einer der Vorteile eines integrierten Nachhaltigkeitsansatzes besteht darin, dass er uns die nuancierteren Bereiche der Debatte öffnet, die meiner Meinung nach aus Renditesicht lohnender sind. Bei diesem Prozess geht es nicht darum, bei den besten Unternehmen long und den Nachzüglern short zu gehen. Wir vertreten die Auffassung, dass Unternehmen das Potenzial haben, sich zu verändern. Durch detaillierte Arbeit und Engagement können wir ihr Potenzial verstehen und Veränderungen fördern oder andererseits erkennen, wo die Hoffnungen zu hochgesteckt sind.

Warum wir eigene Tools verwenden

Wenn Sie sich einmal entschieden haben, dass Ihnen nicht nur das Ergebnis, sondern auch der Rahmen wichtig ist, sind eigene Tools der einzige Weg. Im European Blend Team verwenden wir keine Zielpreise von Drittanbietern. Warum also würden wir sie einsetzen, um eine Nachhaltigkeitsbewertung bereitzustellen, die sich direkt auf unsere detaillierte eigene Analyse auswirken könnte? Ich bin der Meinung, dass die Nachhaltigkeitsanalyse Prognosen und Bewertungskennzahlen beeinflussen kann und daher in jeden Aspekt unseres Ansatzes eingebettet werden muss.

Die Fundamentalanalysten unseres Blend Teams, unsere Nachhaltigkeitsanalysten und unsere internen Data Insights Unit arbeiteten zusammen, um zwei wichtige eigene Tools zu entwickeln, die die beiden oben genannten Fragen beantworten sollen.

Eines der Tools, SustainEx, hilft uns bei der Beantwortung der Frage "Würde die Gesellschaft einem Unternehmen einen Scheck ausstellen oder eine Rechnung schicken?" Mithilfe akademischer Forschung ermöglicht uns SustainEx, das Ausmass der nicht realisierten Nettoauswirkungen eines Unternehmens auf die Gesellschaft aus den durch seine Aktivitäten verursachten Externalitäten abzuschätzen.

- Erfahren Sie mehr: SustainEx: Quantifizierung der durch den Einfluss unternehmerischen Handelns verursachten gesellschaftlichen Kosten

Das zweite Tool, CONTEXT, hilft uns bei der Beantwortung der Frage "Schaffen Stakeholderbeziehungen Chancen oder Risiken?" CONTEXT ermöglicht es uns, Unternehmen anhand ihres Verhaltens gegenüber wichtigen Interessengruppen anhand einer Kombination aus Daten und Analysteneinblicken gegenüber Vergleichsunternehmen zu bewerten.

Spielen Ausschlüsse überhaupt noch eine Rolle?

Ja. Auch wenn ich für die Schlüsselrolle eines integrierten Prozesses eintrete, bin ich der Ansicht, dass Ausschlüsse, die aus einem konsistenten Prozess resultieren, durchaus eine Rolle spielen. Wir im Blend Team glauben an das Potenzial für Unternehmen, sich zu verändern. Obwohl diese Hoffnung ein wesentlicher Bestandteil eines Nachhaltigkeitsprozesses ist, muss sie meiner Meinung nach aber auch gegen das Ausmass der Herausforderungen, vor denen wir heute stehen, und das Konzept "Verursache keine grossen Schäden" abgewogen werden. Als Team haben wir Ausschlüsse, die sowohl auf Aktivitäten (SustainEx und Umsätze) als auch auf Verhaltensweisen (CONTEXT) basieren.

Wir verwenden harte Ausschlüsse auf der Long-Seite des Portfolios, um zu verhindern, dass wir Unternehmen Kapital zuweisen, deren Aktivitäten oder Verhaltensweisen derart negative Auswirkungen auf die Gesellschaft oder ihre Stakeholder haben, dass keine Bewertungsunterstützung oder kein Änderungspotenzial eine Investition rechtfertigen würde.

Auf der Short-Seite ist unser Ansatz nuancierter und nicht einfach das Gegenteil von Long. Unsere Ausschlüsse basieren nicht auf Aktivitäten oder Verhaltensweisen. Wir konzentrieren uns auf Unternehmen mit negativen Auswirkungen auf die Gesellschaft und schlechten Stakeholder-Werten.

Fazit - das ist erst der Anfang

Die Investmentbranche als Ganzes steht noch am Anfang ihres Wegs zur Integration von Nachhaltigkeit in Anlageprodukten. Das gilt umso mehr in der Welt des Long-Short-Investments. Aber ich glaube, wenn meine Kinder einmal investieren, werden sie nicht mehr zwischen Nachhaltigkeits- und Fundamentalanalyse unterscheiden. Stattdessen werden Nachhaltigkeitsaspekte in der Fundamentalanalyse integriert sein.

Unsere dedizierten Nachhaltigkeitstools helfen uns schon jetzt dabei und bieten unseren Kundinnen und Kunden Optionen, um ihre Nachhaltigkeitsanforderungen und ihre Risiko-Rendite-Ziele im Long-Only- und im Long-Short-/Absolute-Return-Markt zu erfüllen.

Hier erfahren Sie mehr: https://www.schroders.com/de/ch/asset-management/insights/

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Bildquelle: Schroders

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