Börsenausblick |
22.02.2016 14:30:00
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"Schweizer Aktienmarkt hat Aufholpotenzial"
Michael Romer ist zuversichtlich, dass die Baisse am Schweizer Aktienmarkt nicht anhalten wird. Eine Stütze der Börse sind für den Aktienanalysten dabei die Dividenversprechen, die "in der Schweiz keine Enttäuschungen ergeben haben".
Was beschäftigt derzeit die Finanzmärkte?
Michael Romer*: Die seit Jahresbeginn laufende Debatte über die drei Kernthemen China-Wachstum, Erdölpreis-Entwicklung und weitere US-Zinsschritte sind nach wie vor das Hauptgesprächsthema an den Finanzmärkten. Jüngst haben Stimmen aus der Finanzwelt die Situation in China mit der Subprime-Krise in den USA verglichen. Die zuletzt veröffentlichten deutlich sinkenden Exportzahlen für Januar haben das Vertrauen in das Reich der Mitte auch nicht steigen lassen. In den USA wiederum zeigt das Protokoll der US-Notenbank der letzten geldpolitischen Sitzung von Ende Januar, dass die Unsicherheit wieder zugenommen hat. Darüber hinaus neigt die Berichterstattung zum Geschäftsjahr 2015 dem Ende entgegen. In der Schweiz berichteten bislang drei Viertel der 20 Unternehmen aus dem SMI über die Geschäftsentwicklung im abgelaufenen Jahr. Insgesamt haben die Ergebnisse die Erwartungen verfehlt, was das Vertrauen in den Schweizer Aktienmärkt nicht gestärkt hat.
Wovon wurden Sie jüngst positiv oder negativ überrascht?
Die negativen Überraschungen haben überwogen. Banken und Versicherungen wie Zurich Insurance Group, UBS, CS und Julius Bär haben enttäuscht. Aber auch ausserhalb des Finanzsektors, etwa im Konsumbereich vermochten Nestlé und Swatch Group sowie Novartis im Pharmasegment operativ nicht zu überzeugen. Zumindest auf Höhe der Erwartungen haben die Schwergewichte wie Roche, Givaudan, SGS, Swisscom sowie Clariant und Schindler rapportiert. Die wenigen besser als erwarteten 2015-Ergebnisse, etwa wie jene der BCV, lassen sich bei den grösseren Schweizer Unternehmen an einer Hand abzählen.
Wo sehen Sie Chancen?
Finanzielle Solidität eines Unternehmens ist das A und O. Ein wichtiger Indikator ist dabei - über die fortlaufende Ergebnisberichterstattung hinaus - das Dividendenversprechen. In Abgrenzung zu den tendenziell eher mauen Jahresergebnisse in der Schweiz, hat es unisono bei allen Unternehmen diesbezüglich keine Enttäuschungen gegeben. Dies gilt sogar für jene, wie eine Zurich, UBS oder Nestlé, die mit dem Ergebnis und Ausblick die Markterwartungen nicht erfüllen konnten. Während die Ausschüttungen bei gewissen Finanzwerten zu Recht zu hinterfragen sind, bleiben die Dividendenrenditen von Givaudan, Nestlé, ABB, SGS und Swisscom mit zwischen 3% bis 4.5% attraktiv. Insgesamt dürften rund 60% der SMI-Unternehmen eine höhere Dividende für das Geschäftsjahr vorschlagen.
Welche Massnahmen dürften die Notenbanken treffen?
Unsere Makroökonomen gehen davon aus, dass wir in den USA im März im ersten Quartal keine Zinserhöhung sehen werden. Danach sind die Chancen intakt, dass das Fed in den folgenden drei Quartalen je einen Zinsschritt angehen wird. In Europa gehen wir davon aus, dass die EZB noch expansiver und per Anfang März die Aufstockung der Anleihenkäufe aufstocken wird. Dabei handelt es sich jedoch mehr um ein Fine Tuning des QE-Programms als einen neuen grossen Wurf.
Wie geht es weiter mit dem Ölpreis?
Die Entwicklungen der letzten Woche haben dazu geführt, dass die Erdölpreise sich vom Jahrestiefst von unter USD 30 pro Fass von Mitte Januar lösen konnten. Die Gerüchte über eine mögliche Zusammenarbeit zwischen dem grössten OPEC-Produzenten Saudi Arabien und nicht-Mitglied Russland haben sich überraschend bewahrheitet. Obschon die Einfrierung der Produktion auf das Januar-Niveau keinen unmittelbaren Preiseinfluss hat, wird das Terrain für weitere Schritte vorbereitet. Mit Blick auf das nächste OPEC-Meeting Anfang Juni ergibt sich eine interessante Konstellation: Zum einen dürfte bis dann verlässlichere Daten vorliegen, wie weit Iran mit der Ausweitung der Erdölproduktion und dem eben erst gerade wieder aufgenommenen Export ist. Zum anderen würde eine Einfrierung der globalen Produktion just zum Zeitpunkt kommen, wenn in der westlichen Hemisphäre und speziell in den USA die Reisezeit beginnt. Das könnte den Erdölpreisen weiteren Auftrieb verleihen. Wir erachten jedoch Preise von bis USD 55 pro Fass als obere Grenze im laufenden Jahr.
Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Die hohe Volatilität an den Börsen wird sich nicht so rasch legen, da sich mit den drei eingangs erwähnten Gesprächsthemen gewichtige Einflussfaktoren des Aktienmarkts verschieben können - nämlich zukünftiges Ertragswachstum, die Entwicklung der Inflation sowie die Attraktivität gegenüber alternativen Anlageklassen.
Wo steht der SMI in zwölf Monaten?
Wir haben jüngst unsere Prognose für das laufende Jahr um rund 3 Prozentpunkte reduziert. Vom gegenwärtigen SMI-Niveau sehen unsere Aktienstrategen ein Aufholpotenzial im tief zweistelligen Prozentbereich auf ein Niveau von 9‘200 Punkten im SMI bis Ende 2016.
*Michael Romer ist seit August 2006 Aktienanalyst bei J. Safra Sarasin und seit März 2014 Leiter des Aktienresearch Private Banking.
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