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23.07.2025 17:33:36

Bei KMU spitzen sich Personalausfälle zu

Winterthur (awp) - Kleine und mittlere Schweizer Unternehmen stehen am Arbeitsmarkt zunehmend unter Druck: Ein hartnäckiger Fachkräftemangel, ein härterer Konkurrenzkampf mit Grossunternehmen und veränderte Ansprüche von Arbeitnehmenden geben den Ton an.

Dies zeigt eine neue KMU-Arbeitsmarktstudie, die der Versicherer Axa und das Forschungsinstitut Sotomo gemeinsam am Mittwoch veröffentlicht haben. Der Mangel an qualifizierten Mitarbeitenden bleibt trotz steigender Arbeitslosenzahlen allgegenwärtig: 84 Prozent der befragten KMU bekunden teils grosse Mühe, offene Stellen zu besetzen. Besonders schwierig gestaltet sich dabei die Suche nach hochspezialisierten Fachkräften und Kaderpersonal.

Doch nicht nur das fehlende Know-how sorgt für Rekrutierungsprobleme. Sie werden durch Personalausfälle noch verschärft - ein Problem, das sich gemäss der Studie in den letzten vier Jahren zugespitzt hat.

Jeder vierte Betrieb sieht sich mittlerweile mit krankheitsbedingten Ausfällen als Hauptproblem konfrontiert. Trotz der konjunkturellen Abschwächung bleibe der Arbeitskräftemangel damit ein strukturelles Problem für KMU, heisst es in der Studie.

Konkurrenz um Talente

Hinzu kommt ein verschärfter Wettbewerb um Talente. Zwei Drittel der KMU sehen sich von Grossunternehmen konkurrenziert. Dagegen nehmen sie die Schlagzeilen machende Konkurrenz durch den Staat bzw. staatliche Betriebe als schwächer wahr. Im Vergleich spürt nur die Hälfte der KMU Druck durch staatliche Arbeitgeber.

Im Gerangel um die passenden Fachkräfte schätzen sich KMU bei den weichen Faktoren aber als attraktiver ein. Sie punkten etwa mit familiärer Atmosphäre, Teamgeist, flachen Hierarchien und hoher Wertschätzung. Dagegen hinken sie bei harten Faktoren wie Lohn, Sozialleistungen und Karrieremöglichkeiten aus ihrer Sicht deutlich hinterher.

Arbeitnehmende sitzen am längeren Hebel

Der Arbeitskräftemangel hat dabei das Kräfteverhältnis zugunsten der Arbeitnehmenden verschoben. Zwei Drittel der befragten Unternehmen gaben an, dass Beschäftigte heute über mehr Verhandlungsmacht verfügen würden als Arbeitgeber.

Das Bewusstsein für den Arbeitskräftemangel führt laut den KMU dazu, dass Mitarbeitende höhere Forderungen zu Lohn und Arbeitszeit stellen. Besonders schwierig ist die Situation im Dienstleistungssektor, wo knapp die Hälfte der KMU mit überhöhten Lohnforderungen konfrontiert ist. Im Produktionssektor ist der Lohndruck etwas weniger ausgeprägt, dafür fehlt es oft ganz an Bewerbungen.

Um im Wettbewerb um Mitarbeitende zu bestehen, reagieren die Unternehmen vermehrt mit Flexibilität bei der Gestaltung von Arbeitszeit und Pensum. Über die Hälfte der KMU bietet inzwischen individuelle Arbeitszeitmodelle und Teilzeitmöglichkeiten an.

Vielfalt bleibt oft Lippenbekenntnis

Während in den USA Diversity-Programme unter Druck geraten, erachten Schweizer KMU auch die Vielfalt weiterhin als gewinnbringendes Argument. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) findet Diversität im Team wichtig, wie die Studie zeigt.

Ein Drittel gab dabei an, bei der Rekrutierung stärker auf Vielfalt als Image zu achten als noch vor drei Jahren. Bei den grossen KMU mit bis zu 250 Mitarbeitenden sind es gar 54 Prozent.

In der Praxis hapert es aber an der Umsetzung. "In gewissen Fällen scheint Vielfalt mehr ein hehres Ziel als eine Strategie, welche auf konkreten Massnahmen basiert", heisst es in der Studie. Mehr als die Hälfte der KMU haben keine solche in Angriff genommen. Wo es Initiativen gibt, betreffen diese die Gewinnung junger Mitarbeitender und die Förderung der Geschlechterdiversität.

Obwohl das Bekenntnis zur Vielfalt nicht überall gleich umgesetzt wird, spielen neben den Fachkenntnissen auch andere Faktoren eine wichtige Rolle bei der Rekrutierung. Stehen Fachkompetenz und Teamfähigkeit etwa in einem Spannungsverhältnis, entscheiden sich laut Studie sogar fast drei Viertel der Befragten für die Bewerber, die sozial besser passen.

sc/jb

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