Achtung Anlegerfalle! |
10.05.2025 21:47:00
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Value Traps - Darauf sollte man bei günstigen Aktien achten

Aktienanleger bevorzugen gern Titel mit einer günstigen Bewertung - sogenannte Value-Aktien. Nicht immer stellen sich dabei aber günstige Aktien als vorteilhaft heraus. Die Anleger können in die sogenannte "Value Trap" tappen und mit ihren Investments herbe Verluste erleiden.
Anleger handeln oftmals unklug bei der Aktienauswahl
Angenommen eine Aktie weist beispielsweise ein KGV von vier und ein KBV von 0,2 auf, dann sieht sie auf dem ersten Blick durchaus reizvoll - da besonders unterbewertet - aus. Anleger legen sich häufig derartig niedrig bewertete Titel ins Depot und hoffen dann auf Kurssteigerungen. Schliesslich sollten derart unterbewertete Titel doch im Preis zulegen können. Doch Vorsicht ist angebracht. Nicht selten erleben Anleger mit solchen Value-Aktien Schiffbruch. Der Markt weiss oftmals, warum er solche Unternehmen dermassen niedrig bewertet. Verluste können drohen.
Manche der niedrig bewerteten, also günstigen Aktien - entpuppen sich später als sogenannte Value Traps - als Anlegerfallen, die Wert vernichten und damit keine echten Value-Titel waren. Diese zu umschiffen ist eine gewisse Kunst, ähnlich wie es Schiffskapitäne mit Unterstützung ihrer Mannschaft vollbringen, oberflächlich nicht sichtbaren Eisbergen im Meer auszuweichen. In der Schifffahrt kann in diesem Fall auf bestimmte Hilfsinstrumente und die Erfahrung des Kapitäns und der Mannschaft zurückgegriffen werden. Auch für die Vermeidung von Value Traps existieren Möglichkeiten, die im Folgenden etwas näher erläutert werden sollen.
Wie können Anleger Value Traps vermeiden?
Zur Umschiffung von Value Traps können sich Anleger beispielsweise zunächst mit der Wettbewerbssituation des unterbewerteten Aktienunternehmens auseinandersetzen. Hierauf verweist z.B. ein Papier von Perkins Investment Management - einem Tochterunternehmen von Janus Capital Group Inc. - vom September 2016 mit dem Titel "Beware: Value Traps Lurking: What to Look for and How to Navigate Potential Pitfalls".
Danach sollen mithilfe des vom US-Marketingpapst Michael E. Porter einst entwickelten 5-Wettbewerbskräftemodells zukünftige Risiken für das Unternehmen analysiert werden. Sollte es um die Wettbewerbssituation schlecht stehen und die Lage gar schlimmer werden können, dann ist der Kursverfall, der oft für günstige Bewertungen sorgt, vielleicht durchaus gerechtfertigt.
Daneben spielt in dem Papier jedoch auch die Bilanzsituation des zu analysierenden Unternehmens eine grosse Rolle. Sind beispielsweise die Schulden zu hoch und das Eigenkapital zu klein, so könnten zukünftige Verluste eventuell nicht mehr geschultert werden. Aber auch die Zahlungsfähigkeit, d.h. die Cash-Bestände und auch das Schuldenmanagement sollten im Rahmen der Analyse im Blick behalten werden.
Ferner könnte die Bewertung des Unternehmens im Vergleich zum Gesamtmarkt, zur Branche und zur eigenen Historie gesehen werden, und auch auf das Management und deren Qualität ist gegebenenfalls zu achten.
Zusammenfassend lassen sich laut Perkins Investment Management die Risiken, in eine Value-Falle zu tappen, reduzieren, wenn das Unternehmen bilanztechnisch gut aufgestellt ist, einen kontinuierlich starken freien Cashflow erzielt, Gewinnstabilität und eine gute Wettbewerbssituation aufweist.
Katalysatoren und Sondersituationen beachten
Mit Blick auf die Vermeidung von Value Traps bei unterbewerteten Aktien wird in Fachkreisen oft auch der Fokus auf sogenannte Katalysatoren gelegt. Katalysatoren sind Gegebenheiten, die als "Zündhelfer" fungieren, z.B. für eine verbesserte Gewinnsituation. Ein derartiger Katalysator für zyklische Aktien wäre beispielshalber die allgemeine Konjunktur, die an Fahrt aufnimmt. Tendenziell hängen viele Zykliker an der Konjunktur und können ihre Gewinnsituation gegebenenfalls bei einem starken Konjunkturaufschwung deutlich verbessern. Steigende Gewinnaussichten sollten dann tendenziell auch den Aktienkursen der Zykliker helfen und als "Zündhelfer" für eine Rally fungieren. Für rohstoffproduzierende Unternehmen wäre daneben noch ein Preisanstieg des jeweiligen Rohstoffs ein möglicher Katalysator für eine Aktienrally. So sollte z.B. ein Kupferproduzent, der durch einen Kupferpreisverfall massiv im Aktienkurs zurückgekommen und dadurch gegebenenfalls günstig bewertet ist, von einem nachhaltigen Anstieg der Kupferpreise profitieren können.
Bei eher defensiven Aktienunternehmen - z.B. Unternehmen aus dem Bereich des nichtzyklischen Konsums - kommt es ab und an zu einer wahren Unterbewertung, weil die Aktien entweder durch eine allgemeine Marktpanik mit nach unten gerissen werden oder Sondersituationen auf die Kurse drücken. Eine mögliche Sondersituation wäre beispielshalber ein Hygieneskandal bei einem Nahrungsmittelkonzern, der kurzfristig auf die Gewinne drückt aber keine langfristig negativen Auswirkungen hat. Da die Marktteilnehmer erfahrungsgemäss bei schlechten Nachrichten tendenziell gern übertreiben, könnte der Aktienkurs des Konzerns aufgrund des Skandals dermassen gedrückt werden, dass sich das Unternehmen mit Blick auf eine längerfristige Anlage nun als Schnäppchen herausstellt.
Value-Ansatz à la Benjamin Graham
Ein weiteres Hilfsmittel zur Vermeidung von Verlusten auf Gesamtportfolioebene stellt der ganz spezielle Value-Ansatz von Benjamin Graham dar. Auch Graham (1894-1976) - weltweit bekannter Value-Investor und Ziehvater von Warren Buffett - empfiehlt eine gesunde Unternehmensbilanz, wenn es um die Auswahl von echten Schnäppchenaktien geht. Kurz vor seinem Ableben stellte Graham in einem Interview mit der Medizinerzeitschrift "Medical Economics" im Jahr 1976 nämlich heraus, dass das Eigenkapital von Aktienunternehmen mindestens 50 Prozent der Bilanzsumme betragen sollte.
Auf der Jagd nach wahren Aktienschnäppchen ist nach Graham jedoch auch noch auf eine weitere Zahl zu schauen: Das KGV. Laut Graham sollte das KGV höchstens 7 sein. Nicht höher. Ein Portfolio aus mindestens 30 Aktienunternehmen mit einem KGV von höchstens 7 und einer Eigenkapitalquote von über 50 Prozent stellt nach Graham dann das Minimum dar.
Ferner gibt Graham im Interview bestimmte Regeln vor, wie beispielsweise mit Verlustaktien im Portfolio umgegangen werden, wie lang der Anlagehorizont der Aktien in der Regel sein und auf welches spezielle KGV sich ein Anleger fokussieren sollte.
Mithilfe der beiden einfach anzuwendenden Kennzahlen KGV und Eigenkapitalquote sowie nur wenigen Zusatzregeln könnte nach Graham langfristig eine durchschnittliche Rendite von 15 Prozent p.a. oder höher erwirtschaftet werden. Bei einer durchschnittlich zu erwartenden jährlichen Rendite des US-Aktienmarktes für Standardwerte von ca. neun Prozent würde das Schnäppchenaktienportfolio nach Graham eine deutliche Outperformance zum Gesamtmarkt erzielen. Günstig bewertete und solide finanzierte Aktienunternehmen würden somit eine gute Wahl sein, um langfristig den allgemeinen Markt zu schlagen. Die wenigen mitgelieferten Regeln sorgen gleichsam dafür, dass "Rohrkrepierer" nicht dauerhaft im Portfolio herumspuken.
Fazit
Anleger sollten also nicht den Fehler begehen, sich auf günstig bewertete Aktien zu stürzen, die beispielsweise sehr niedrige KGVs oder KBVs aufweisen. Neben einer blossen Fixierung auf eine niedrige Bewertung sollte auch auf Qualität gesetzt werden, um nicht in die berühmte Value Trap zu tappen. Als ein wohl wichtiger Qualitätsmassstab könnte eine gesunde Finanzierungsstruktur in der Unternehmensbilanz dienen. Daneben sollen eine gute Wettbewerbsposition und auch eine gute Qualität des Managements dabei helfen, das Risiko für eine Value-Falle zu reduzieren. Existieren dann noch bestimmte Katalysatoren, welche die Gewinnsituation, Profitabilität etc. steigern könnten, dann sollte tendenziell wohl eine baldige Aktienrally möglich sein.
Redaktion finanzen.ch
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