Börsenausblick |
27.04.2015 12:30:00
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«Wir empfehlen eine starke Exponierung im Dax»
Was erwartet Anleger diese Woche, wo bieten sich Chancen und wo Risiken? Jeden Montag gibt an dieser Stelle ein anderer Experte eine Einschätzung über die aktuelle Börsenwoche - heute Stephanie Lindeck, Volkswirtin bei der Bank Julius Bär.
Gibt es Einflüsse der Vorwoche, welche an der Börse nachwirken werden?
Stephanie Lindeck*: Der SMI ist diese Woche leicht im Plus, wobei insbesondere defensive Aktien sich überdurchschnittlich entwickelt haben. Dies gilt insbesondere für die Aktien von Novartis und Roche die von der Publikation guter Quartalsergebnisse profitieren konnten. Unterdurchschnittlich entwickelt haben sich insbesondere Finanzaktien. Hier ist es in der vergangenen Woche auch aufgrund der unsicheren Lage in Griechenland zu Gewinnmitnahmen gekommen. Die Aktie der Credit Suisse hat zudem unter der Publikation mässiger Quartalszahlen gelitten. Die Sorgen um einen griechischen Zahlungsausfall, einem möglichen zweiten Schuldenschnitt oder gar einem Austritts aus dem Euroraum werden uns weiter begleiten. Die Folgen dürften aber weiterhin relativ isoliert bleiben.
Welche Ereignisse werden die Woche prägen?
International werden kommende Woche die Zahlen zum US-Wirtschaftswachstum im ersten Quartal auf die Stimmungsbremse drücken. Ebenfalls am Mittwoch erfolgt der Zinsentscheid der US Federal Reserve. Wir erwarten keine massgeblichen Änderungen in der Leitrhetorik, Kommentare von Mitgliedern des Offenmarktausschuss abseits des Hauptgeschehens könnten aber für Unruhe sorgen. In der Schweiz steht das KOF Barometer und die Berichtssaison im Mittelpunkt. Unter anderem werden ABB, Swiss Re, Geberit und Holcim Quartalszahlen publizieren.
Bei Geberit und der Holcim erwarten wir keine grösseren Überraschungen. Für Geberit wird der Fokus auf dem Währungseffekt liegen, d.h. inwieweit im Schweizer Markt aufgrund der EUR-Schwäche Preisrabatte gewährt werden mussten. Ausserdem spielt die Integration der Sanitec-Akquisition eine gewichtige Rolle. Spannend wird auch die ausserordentliche Generalversammlung von Holcim am 8. Mai bzgl. der Fusion mit Lafarge. Für ABB erwarten wir dagegen aufgrund anhaltend schwacher Endmärkte in der Energietechnik ein eher enttäuschendes Q1 Resultat. Abwärtsrevisionen der Ziele für 2015 halten wir für wahrscheinlich. Die Swiss Re dürfte in der Zeichnungsmarge des Nicht-Leben Rückversicherungs-Geschäft dagegen eher positiv überraschen. Geringe Katastrophen-Schäden im ersten Quartal und die anhaltende Reservenauflösungen in diesem Segment sprechen für ein besseres Ergebnis als erwartet.
Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Unsere technischen Analysten halten eine positive Einschätzung für den Schweizer Aktienmarkt in der kurzen Frist, dies umfasst die nächsten grob zwei Wochen. Auf drei Monate sehen wir aber mit einer Kurssteigerung auf 9450 Punkte bereits das Ende der Fahnenstange erreicht.
Welche Schweizer Unternehmen/Branchen stehen in nächster Zeit besonders im Fokus?
Trotz einigen Konjunkturenttäuschungen in den USA und China halten wir an unserem grundsätzlich positiven Ausblick für die Weltwirtschaft fest. Die konjunkturelle Erholung in der Eurozone gewinnt zudem an Tiefe und Breite, wovon auch die Schweizer Wirtschaft profitiert. Angesichts dessen bevorzugen wir zyklische Aktien, d.h. den klassischen Nicht-Basiskonsum wie Autos, Luxusgüter und sonstige langlebige Konsumgüter. Auch in der IT-Branche und bei Finanztiteln sehen wir Luft nach oben.
Ihr Ratschlag für Anleger - wo bieten sich Chancen?
Auf der Aktienseite empfehlen wir eine starke Exponierung im Eurostoxx 50 und dem DAX. Darüber hinaus bleiben Aktien in China und Japan attraktiv. Im Anleihensegment liegt der Fokus dagegen eher in den USA. Risikoaffine Anleger können ausserdem in ausgewählten Schwellenländeranleihen sehr ansehnliche Renditen erwirtschaften. Letztere sollten dabei aber in harten Währungen also vor allem dem CHF oder USD notiert sein.
Wo sehen Sie Risiken?
Bei allem Optimismus sind die Risiken nicht klein zu reden. Konjunkturenttäuschungen mehren sich in den USA, für das Bruttoinlandsprodukt zum ersten Quartal nächste Woche wird nur 1% annualisiertes Wachstum zum Vorquartal erwartet. In China greifen Konjunkturmassnahmen möglicherweise zu spät. Weitere Risiken stellen ein unkontrolliertes wenn auch längst eingepreistes "Grexit" oder eine stärker werdende Bremswirkung aus strauchelnden Schwellenländern wie Russland und Brasilien dar. All dies gilt es unter Einbeziehung der am aktuellen Rand verfügbaren Daten stets neu zu bewerten.
Wie schätzen Sie die Entwicklung an der Schweizer Börse über die nächsten 12 Monate ein?
Der Schweizer Markt ist sehr defensiv ausgerichtet, was in der aktuellen Umgebung vielleicht etwas helfen kann, mittelfristig aber eher hinderlich ist. Zudem ist der Markt stark exportorientiert, was basierend auf unserer Währungseinschätzung tendenziell negativ, bestenfalls neutral ist. Den ersten "Frankenschock" seit der Aufhebung der Wechselkursbindung an den Euro hat die Schweizer Wirtschaft erfreulich gut abfedern können, die Märkte testen aber bereits wieder die Bereitschaft der SNB zu intervenieren. Bei einem EUR/CHF-Kurs von unter 1.05 steigt das Rezessionsrisiko beträchtlich an. Auf Sicht von zwölf Monaten tendiert der Schweizer Markt relativ seitwärts. Die Bewertung der Aktien liegt bereits eher im oberen Bereich. Wir gehen davon aus, dass dies in etwa so wird bleiben. Mit einem Kursziel von 9300 Punkten auf zwölf Monate ergibt sich für uns insgesamt ein neutrales Rating.
*Stephanie Lindeck ist seit 2012 als Ökonomin bei der Bank Julius Bär tätig. Zuvor arbeitete sie in verschiedenen Projekten und Positionen in der Abteilung für Angewandte Ökonometrie und Internationale Wirtschaftspolitik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt.
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