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14.04.2025 10:47:40

ANALYSE/USA verlieren Verbündete im Kampf um globale Vorherrschaft

Von Yaroslav Trofimov

DOW JONES--Angesichts des sich abzeichnenden langwierigen Ringens um die geopolitische Vorherrschaft, das Präsident Trump mit seinem Handelskrieg gegen China entfesselt hat, braucht Amerika seine Verbündeten und Partner. Doch diese zögern, Partei zu ergreifen.

Rund 70 Länder, die derzeit mit den USA über Zollerleichterungen verhandeln, sollten sich Washington anschliessen und "China als Gruppe" gegenübertreten, forderte Finanzminister Scott Bessent vergangene Woche. Andere US-Offizielle schlugen gemeinsame Anstrengungen vor, um China von modernen Technologien und Handelsmöglichkeiten abzuschneiden.

Das Problem ist, dass viele europäische und asiatische Partner unsicher sind, inwieweit sie überhaupt noch mit Washington verbündet sind. Trumps ursprünglicher "Befreiungsschlag" belegte sie schliesslich mit horrenden Zöllen, die keinen Unterschied zwischen langjährigen Gegnern und treuen Verbündeten machten.

Verknüpfung von Handel und Sicherheit schadet Vertrauen

Der Schock dieser Attacke, der erst durch einen Einbruch an den US-Märkten teilweise rückgängig gemacht wurde und am Freitag durch weitere, stillschweigend beschlossene Ausnahmen ergänzt wurde, hat die monatelangen Bedenken verstärkt, inwieweit man sich in einer zunehmend brutalen Welt noch auf Trumps Amerika verlassen kann. Dies gilt insbesondere, seit Trump Handelszugeständnisse an die Sicherheitskooperation knüpft.

Trump hatte europäische Staats- und Regierungschefs bereits vor den neuen Zöllen mit seiner Hinwendung zu Russland und der Erpressung der Ukraine, seinen Ansprüchen auf Grönland und Kanada sowie seiner Beschreibung der Europäischen Union als einer Organisation, die die USA "abzocken" wolle, empört. Selbst nach der teilweisen Aussetzung beliefen sich diese Zölle gegen die EU auf 59 Milliarden Dollar pro Jahr, sagte der französische Staatspräsident Emmanuel Macron. Das liegt knapp unter den 66,5 Milliarden Dollar an US-Militärhilfe für die Ukraine in mehr als drei Kriegsjahren.

"Freunde, Verbündete und Feinde werden gleich behandelt, ohne Respekt, und alles ist zu einem Nullsummenspiel geworden", sagte Jeppe Kofod, ehemaliger Aussenminister Dänemarks, das sich Trumps Forderungen nach einer Abtretung Grönlands widersetzt. "Es ist eine verrückte Zeit."

Anstatt sich enger an Washingtons Linie zu halten, fordern immer mehr Politiker eine Umkehr der China-Politik der EU, die sich zunehmend an den US-Massnahmen orientiert hatte, China moderne Technologien und Investitionsmöglichkeiten zu verweigern.

China und EU wollen wieder über E-Auto-Zölle reden

Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, sprach kurz nach der Verhängung von Trumps Zöllen mit dem chinesischen Premierminister Li Qiang, und für Juli ist ein EU-China-Gipfel geplant. Unterdessen einigten sich die EU und China vergangene Woche darauf, die Gespräche zur Beilegung eines Streits über chinesische Elektroauto-Importe wieder aufzunehmen, die die EU vor einigen Monaten mit Zöllen belegt hatte.

Der spanische Premierminister Pedro Sánchez forderte im Vorfeld seines Besuchs in Peking am Freitag eine Überprüfung der Beziehungen Europas zu China, um sich an die neue Realität anzupassen. Seine Aussage provozierte eine Rüge von Bessent, der warnte, eine Zusammenarbeit mit Peking würde bedeuten, sich "ins eigene Fleisch zu schneiden".

Der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping reagierte anders, als er Sanchez begrüsste. Europa und China müssten "gemeinsam die wirtschaftliche Globalisierung und das internationale Handelsumfeld schützen und sich gemeinsam unilateralen und schikanösen Aktionen widersetzen".

Während Europa hofft, dass China helfen könnte, ein expansionistisches Russland einzudämmen, sorgen sich die Partner im asiatisch-pazifischen Raum, darunter Japan, Südkorea und Australien, vor allem um Pekings Absichten, die Region zu dominieren. Da diese Länder für ihre Sicherheit von Amerika abhängig sind, zögern sie auch eher, die Trump-Regierung offen zu kritisieren.

Aber auch sie passen sich einer Situation an, in der die amerikanische Freundschaft nicht mehr als selbstverständlich angesehen werden kann.

USA könnten sich mit harten Linie bei Zöllen durchsetzen - kurzfristig

"Jetzt ist eigentlich die schlechteste Zeit, um ein US-Verbündeter zu sein, weil Trump und seine Leute denken, dass die Verbündeten sie mehr ausgenommen haben als die Gegner", sagte Thitinan Pongsudhirak, Professor für Internationale Beziehungen an der Chulalongkorn-Universität in Bangkok. "Die USA mögen kurzfristig mit ihrer harten Linie im Handelsstreit durchkommen und Zugeständnisse erzwingen. Mittel- und langfristig jedoch droht eine Entfremdung von Partnerländern." Experten sehen in Trumps Politik eine "goldene Gelegenheit" für China.

Chinas Staatspräsident Xi Jinping besucht diese Woche drei südostasiatische Handelspartner, beginnend mit Vietnam. Das Land kooperiert eng mit den USA, wurde aber dennoch von Trump mit hohen Zöllen belegt.

Selbst für Länder wie Australien, die den USA kulturell und politisch nahestehen, wird die Beziehung komplizierter.

"Die Beziehungen zwischen Amerika und seinen Verbündeten sind durch Amerika gestört worden", sagte der ehemalige australische Premierminister Malcolm Turnbull. "Auch wenn wir aufgrund von Trumps Kursänderung nicht mehr die gleichen Werte teilen, werden wir weiterhin gemeinsame Interessen haben. Es ist also zu früh, das Ende des amerikanischen Bündnissystems auszurufen."

Die Pressesprecherin des Weissen Hauses, Karoline Leavitt, wies Bedenken zurück, dass Trump amerikanische Verbündete entfremdet. "Sie brauchen die USA, unser Geschäftsmodell und unsere Märkte zum Überleben, und der Präsident nutzt diese Hebelwirkung zu unserem Vorteil", sagte sie.

China meist wichtigerer Handelspartner als die USA

Die meisten Länder haben heute China und nicht die USA als ihren grössten Handelspartner. Der Wert der australischen Exporte in die USA beträgt beispielsweise nur 15 Prozent der Exporte nach China. Diese Handelsbande werden wahrscheinlich nicht zu entwirren sein, um einer US-Regierung zu gefallen, die ihre Politik fast täglich ändert. "Die USA bauen Mauern und China baut Brücken", sagte Shen Shiwei, Gründer des China Briefing Newsletters und Fellow an der Zhejiang Normal University.

Trump hat den Wert von Bündnissen wie der Nato und der Verteidigungsbündnisse in Asien in Frage gestellt. Diese Verbündeten sind jedoch entscheidend für die Projektion amerikanischer Macht - nicht nur durch die Bereitstellung ihres Territoriums für Stützpunkte, sondern auch durch die Zusammenarbeit bei Themen wie Technologietransfer, die verhindern, dass China einen militärischen Vorteil erlangt.

Anders als Washington verlangt China von anderen Ländern nicht, sich für eine Seite zu entscheiden. "Kein Land ist dumm. Alle betreiben Risikostreuung. Die Vorstellung, dass sich Länder zwischen China und den USA entscheiden müssen, ist völlig falsch, das wird nie passieren", sagte Zhou Bo, pensionierter Oberst der Volksbefreiungsarmee und Senior Fellow an der Tsinghua-Universität in Peking. "Die Menschen entscheiden sich heutzutage nach Themen, nicht nach Ländern."

USA stimmten mit Russland gegen UN-Resolution

Die Beziehungen Europas zu China wurden in den vergangenen drei Jahren durch Pekings Unterstützung für Russland belastet. Während diese Unterstützung anhält, geschah etwas Undenkbares: Russland und die USA stimmten gegen eine UN-Resolution zur Ukraine, während China sich enthielt und Washington dafür kritisierte, Europa von Friedensverhandlungen auszuschliessen.

Während sich die regelbasierte Ordnung der Nachkriegszeit in Imperien mit Einflusssphären verwandelt, muss Europa sowohl Russland als auch Amerika ausbalancieren - und nur China könnte dieses Gegengewicht bieten, so Bernard Guetta, ein französisches Mitglied des Europäischen Parlaments. Sogar eine ausgewachsene politische Allianz zwischen Europa und Peking könne im Laufe der Zeit entstehen, wenn die USA ihren Kurs nicht änderten, sagte er.

"Eine China-Frage stellt sich jetzt, weil die neue US-Regierung nicht nur keine einzige freundliche Geste gegenüber der EU gemacht hat, sondern nur unangenehme und beunruhigende", sagte Guetta, ein Kritiker der Kommunistischen Partei Chinas. "Das bedeutet nicht, dass wir plötzlich das chinesische Regime loben müssen. Aber es gibt historische Präzedenzfälle - Roosevelt und Churchill verliessen sich einst auf Stalin, und das bedeutet nicht, dass sie zum Kommunismus konvertierten."

Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

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April 14, 2025 04:48 ET (08:48 GMT)

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