De Guindos: EZB sorgt sich mehr um Wachstum als Inflation

Von Hans Bentzien

DOW JONES--Die Europäische Zentralbank (EZB) sorgt sich nach den Worten ihres Vizepräsidenten Luis de Guindos nach dem Erreichen des Inflationsziel von 2 Prozent mehr um das Wachstum als die Teuerung. "Verglichen mit der Situation vor einem Jahr, haben sich unsere Sorgen von der hohen Inflation auf das schwache Wachstum verlagert", sagte er laut veröffentlichtem Redetext in einer Konferenz von EU-Kommission und EZB. Allerdings hat die EZB nur ein Inflationsziel, dessen Erreichen wiederum jedoch vom Wachstum abhängt.

"Angesichts der Fortschritte bei der nachhaltigen Annäherung der Inflation an unser mittelfristiges Ziel konnten wir unsere Leitzinsen seit Juni letzten Jahres mehrfach um insgesamt 200 Basispunkte senken", sagte De Guindos weiter. Jetzt sei die EZB jedoch mit einer aussergewöhnlichen Unsicherheit konfrontiert, die durch geopolitische Fragmentierung und eine volatile Handelspolitik entstehe.

"Die Wirtschaft des Euroraums hat sich bisher als recht widerstandsfähig erwiesen, gestützt durch einen starken Arbeitsmarkt. Dennoch könnte es angesichts der Grösse und Häufigkeit von Schocks inmitten erhöhter Unsicherheit künftig Herausforderungen geben", erläuterte der EZB-Vizepräsident. Obwohl man nicht genau vorhersagen könne, was passieren werde, könnten diese Entwicklungen durchaus einen dämpfenden Einfluss auf das Wachstum im Euroraum haben.

"Deshalb ist es für uns wichtig, die Vorgänge in der Realwirtschaft genau zu beobachten, teilweise als Frühindikator für die Inflationsaussichten", sagte De Guindos. Bei einer Inflation von rund 2 Prozent würden Strukturreformen und eine wachstumsorientierte Fiskalpolitik entscheidend, um Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit in der EU zu fördern.

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June 12, 2025 08:24 ET (12:24 GMT)