Uhren |
22.04.2016 09:30:00
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Exporteinbruch setzt Swatch unter Druck
Die Uhrenexporte sind in diesem Monat besonders drastisch eingebrochen, so stark wie zuletzt in der Finanzkrise. Angesichts dieser Entwicklung steht Uhrenriese Swatch im Fokus.
Noch im März feierte sich die Schweizer Uhrenbranche an der Baselworld. Hunderte Aussteller strahlten um die Wette. Eine Woche lang waren alle darum bemüht, Frohmut und Zuversicht zu verbreiten. Wie gequält das Lächeln wirklich war, zeigen die jüngsten Ausfuhrzahlen.
Die Uhrenexporte sind regelrecht eingebrochen. Im März fielen die Ausfuhren auf einen Wert von knapp 1,5 Milliarden Franken. Das ist so wenig wie im Jahr 2011. Im Vergleich zum Vorjahr resultiert ein Minus von 16 Prozent, im gesamten Quartal lag das Minus bei 12 Prozent. Obwohl die Ausfuhren der Uhrenbranche bereits zum neunten Mal in Folge gesunken sind, ist ein so drastischer Abfall lange her. Der sonst stets grundoptmistische Uhrenverband sprach von einer «unüblichen Bewegung».
Überraschend hohes Minus
Die Höhe des Minus ist überraschend, es ist der grösste Rückgang seit der Finanzkrise. Die Branche liegt damit um 12 Prozentpunkte unter den Erwartungen der Zürcher Kantonalbank (ZKB), wie Analyst Patrik Schwendimann schreibt. Sie waren von Ausfuhren über knapp 1,7 Milliarden Franken ausgegangen. Besonders schwer wiegen die Verluste im wichtigsten Exportmarkt Hongkong. Im März 2014 - vor zwei Jahren also - exportieren hiesige Hersteller Zeitmesser im Wert von fast einer Milliarde Franken in die chinesische Sonderregierungszone. Im letzten Monat waren es nur noch 600 Milliarden - ein Minus von rund 40 Prozent.
Das grosse Problem ist aber, dass Hongkong kein Ausreisser ist. Der Abschwung ist geografisch breit abgestützt. In den USA, dem zweitwichtigsten Exportmarkt, zeigen die Zahlen klar nach unten. Selbst die Region Europa schwächelt. Allen voran der russische Luxusmarkt ist im Kriechgang. Im Vergleich zum Rekordjahr 2014 haben sich die Exportzahlen nahezu halbiert. Zudem sinken die Uhrenausfuhren in einem Umfeld, das ansonsten von Erholung geprägt ist: Die Schweizer Exporte legten im ersten Quartal um 2,4 Prozent zu und setzen damit den positiven Trend vom Winter fort.
Alle Preiskategorien verlieren
Erschwerend kommt hinzu: Alle Preiskategorien sind vom Negativtrend betroffen. Uhren mit einem Exportwert von bis zu 500 Franken verloren im Vergleich zu März 2015 über 20 Prozent. Das gleiche gilt für Zeitmesser mit einem Preisschild von über 3000 Franken.
In der Summe ergibt sich also folgendes Bild: Nahezu alle wichtigen Märkte entwickeln sich negativ. Alle Preiskategorien sind davon betroffen. Und es gibt kaum Anzeichen, die auf eine Trendwende hindeuten.
Swatch unter Druck
Die jüngsten Zahlen sind denn auch negativ für Swatch, schreibt die ZKB in einem Marktkommentar. Der grösste Uhrenhersteller der Welt macht rund die Hälfte des Konzernumsatzes in der Region Asien, wo der Abschwung besonders hart ist. Der Löwenanteil des Produktumsatzes wird mit Uhren erwirtschaftet. Schmuck spielt nur eine untergeordnete Rolle - im Gegensatz zu Richemont.
«Die Uhrenexporte sind ein weiteres Indiz dafür, dass die Konsensschätzungen bei Richemont und vor allem bei Swatch immer noch zu hoch sind», schreibt ZKB-Analyst Patrik Schwendimann. Er stuft die Aktien der beiden Luxustitel unverändert mit «Untergewichten» ein.
Ruhe bewahren
Ähnlich klingt es bei der Bank Vontobel. Analyst René Weber sagt klar: «Das erste Quartal war unter Erwartungen.» In den kommenden Monaten dürfte sich der Negativtrend aber ein wenig abschwächen, das Minus werde nicht mehr so hoch ausfallen, ist der Vontobel-Experte überzeugt. Er mahnt zur Ruhe und empfiehlt, das Papier zu halten, wenn es bereits im Depot ist. Innert den nächsten zwölf Monaten sieht er die Aktie auf 375 Franken klettern.
Vontobel-Experte Weber vertritt damit die Mehrheitsmeinung. Laut Bloomberg-Daten empfiehlt das Gros der Analysten-Gemeinde, Swatch-Titel zu halten, nur eine Minderheit empfiehlt, sich vom Papier zu trennen. Richemont wird von der Mehrheit sogar zum Kauf empfohlen.
Hektik auf dem Parkett
Swatch will denn auch an seiner Guidance für 2016 festhalten. Das Unternehmen sähe viele Chancen, sein Ziel zu erreichen, hiess es von Konzernseite. «Exportzahlen sind keine Verkaufszahlen. Da ja erst drei Monate im Jahr vergangen sind, gibt es keinen Grund, unsere Zielsetzung von + 5 Prozent in Lokalwährungen zu ändern.»
Auf dem Parkett sorgten die miesen Exportzahlen trotzdem für Hektik: Die beiden Luxustitel Richemont und Swatch verloren gestern an der Börse deutlich.
Dieser Artikel erschien zuerst auf handelszeitung.ch.
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