Eigene Pläne |
17.03.2023 17:56:00
|
UBS und CS-Aktien sehr schwach: UBS und Credit Suisse widersetzen sich offenbar einer Zwangsfusion - CS droht Sammelklage in den USA

Die beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse lehnen einem Medienbericht zufolge einen Zwangszusammenschluss ab.
Das berichtete Bloomberg News am Donnerstag unter Berufung auf gut informierte Kreise. Der Rivale Credit Suisse will sich dagegen laut dem Bericht Zeit lassen, um den Turnaround zu schaffen, nachdem er von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) eine Liquiditätshilfe erhalten hat.
UBS sowie Credit Suisse sähen eine Übernahme nur als möglichen letzten Ausweg an, berichtet Bloomberg weiter. Denn eine solche Transaktion wäre mit erheblichen Hürden und Überschneidungen verbunden.
CS in den USA mit Sammelklage von Aktionären konfrontiert
Die Credit Suisse ist laut einem Medienbericht von Aktionären aus den USA verklagt worden. Die Kläger werfen der Bank vor, die Probleme in Bezug auf ihre Finanzen verschwiegen und die Aktionäre so getäuscht zu haben, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag.
In der Klage vor dem Bundesgericht in Camden, New Jersey, soll es heissen, die Credit Suisse habe falsche oder irreführende Angaben gemacht oder es versäumt, offenzulegen, dass sie im vierten Quartal unter "signifikanten" Geldabflüssen und wesentlichen Schwächen in ihren internen Kontrollen gelitten habe. Die Klage sei auch gegen den Bank-Chef Ulrich Körner und den Verwaltungspräsidenten Axel Lehmann gerichtet.
Der namentlich genannte Hauptkläger klagt gemäss dem Artikel im Namen der Inhaber von American Depositary Shares (ADS) der Credit Suisse, die vom 10. März 2022 bis zum 15. März 2023 ausgegeben wurden. Es dürfte sich laut dem Bericht um die erste von US-Investoren eingereichte Klage im Zusammenhang mit den jüngsten Problemen der CS handeln. Die Bank kommentierte den Bericht auf Anfrage von AWP nicht.
Ökonom: CS-Unterstützung ist kein "Too big to fail"-Fall
Wirtschaftsprofessor Aymo Brunetti sieht nach der Unterstützung für die Credit Suisse (CS) keinen Anpassungsbedarf beim "Too big to fail"-Konzept. Dieses sei beim aktuellen Fall gar nicht betroffen, so Brunetti, einer der Väter des "Too big to fail"- Regelwerks.
"Was jetzt gemacht wurde, ist eine für solche Krisenfälle vorgesehene Liquiditätsstützung durch die Nationalbank für eine systemrelevante, solvente Bank", sagte der Wirtschaftsprofessor in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit den Tamedia-Zeitungen. Die "Too big to fail"-Regelungen kämen erst zum Zug, hätte die CS zu wenig Eigenkapital, was zurzeit nicht der Fall sei. Es handle sich also nicht um eine staatliche Rettung der Bank.
Am Mittwochabend hatten die Finanzmarktaufsicht Finma und die Schweizerische Nationalbank (SNB) bekannt gegeben, dass sie der Credit Suisse bei Bedarf Liquidität zur Verfügung stellen werden. Bereits einige Stunden später meldete die CS ihren Bedarf an und leiht sich bis zu 50 Milliarden Franken von der SNB, um die Liquidität sicherzustellen. Laut Brunetti ist die SNB damit ihrem Auftrag nachgekommen, für Finanzstabilität zu sorgen.
Das Vorgehen der SNB sei auch nicht Zeichen einer Finanzkrise wie damals, als die UBS habe gerettet werden müssen. "Stand heute lässt sich das bei weitem nicht mit der grossen Finanzkrise von 2008 vergleichen", sagte Brunetti.
Presseschau: Das sagen Schweizer Medien zur Rettung der Credit Suisse
Am Mittwochabend haben die Finanzmarktaufsicht Finma und die Schweizerische Nationalbank (SNB) bekannt gegeben, dass sie der Credit Suisse (CS) bei Bedarf Liquidität zur Verfügung stellen werden. Bereits in der Nacht auf Donnerstag meldete die CS ihren Bedarf an und leiht sich bis zu 50 Milliarden Franken von der SNB, um die Liquidität sicherzustellen. Das sagen die Schweizer Medien zur Unterstützung der Grossbank.
Tamedia: "Ärgernis sondergleichen"
Für Tamedia ist es ein "Ärgernis sondergleichen, dass die Credit Suisse von der Nationalbank gerettet werden muss". Trotzdem sei die Unterstützung nötig, damit sich die Bank - die eigentlich kein Liquiditätsproblem habe - aus der Abwärtsspirale befreien könne. Denn sie stecke in einer "existenzbedrohenden Vertrauenskrise, die sie selber mit einer unglaubwürdigen Kommunikation weiter anheizt". Die SNB sei mit der Unterstützung ihrem Auftrag nachgekommen, für Finanzstabilität zu sorgen.
Die Politik müsse nun aber aktiv werden. So müssten die Eignung der derzeit gültigen Eigenkapitalquote und strengere Auflagen für Löhne und Boni von Topmanagern geprüft werden. Dazu könnten Vermögensverwaltungs- und Geschäftsbanken von Investmentbanken getrennt werden. Weiter solle die Finma schärfere Mittel erhalten, etwa Bussen verhängen können.
NZZ: "Operation geglückt, Patient schwach, aber vorerst stabil"
"Die Operation ist geglückt, der Patient schwach, aber vorerst stabil", hiess es in der "Neuen Zürcher Zeitung". Entscheidend für das Überleben der CS sei nun das Vertrauen der Kunden. "Die Credit Suisse hat dieses Vertrauen mit ihrer Serie an Skandalen und Peinlichkeiten über die Jahre erschüttert."
Dem Vertrauensschwund habe auch die derzeitige Führung um Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann und Firmenchef Ulrich Körner nichts entgegenzusetzen. "Der Credit Suisse fehlt eine Figur, die inner- und ausserhalb der Bank den Glauben an eine Wende zum Guten zurückbringen kann."
Die 50 Milliarden der SNB könnten vielleicht eine Chance bieten, den im Herbst initiierten Strategiewechsel eigenständig abzuschliessen, zweifelt die "Neue Zürcher Zeitung". Vielleicht komme aber auch bald der Moment, ein Zusammenschluss mit einer stärkeren Partnerbank anzustreben.
Blick: Keine Vision
Nach der "beruhigenden" Finanzspritze - deren Einsatz schon schlimm genug sei - sei es nun an der CS-Führung zu beweisen, dass die Unterstützung verdient sei. "Klares Auftreten, Leadership zeigen, Verantwortung übernehmen - das ist das Mindeste, was von Körner und Lehmann jetzt erwartet wird", schreibt "Blick". Dabei bezweifelt die Zeitung, dass die beiden das nötige Rüstzeug mitbringen. "Eine Vision oder konkrete Pläne, wie die verlorenen Vermögen irgendwann mal wieder zur Credit Suisse zurückfinden sollen, bringen sie nicht rüber."
CH Media: Nicht zu helfen, wäre "dumm"
Die "CH Media"-Titel resümieren, die Schweiz wäre aus Reputationsgründen schlicht "dumm", eine Bank mit "Suisse" im Namen fallen zu lassen. Dazu könne nach der UBS-Rettung 2008 eine andere Grossbank mit fast 20'000 Angestellten nicht im Stich lassen. "'Too big to fail'-Gesetz hin oder her." Trotzdem sei es bedauerlich, dass die SNB einschreiten müsse. "Denn eine inländische Marktlösung wäre naheliegend gewesen: dass die kerngesunde UBS die Credit Suisse übernimmt." Das sei besser als ein Verkauf ins Ausland.
Südostschweiz: Grundlegende Probleme bleiben
Gegen die Angst der Anleger gebe es nur ein Rezept: Vertrauen und Sicherheit schaffen, schreibt die "Südostschweiz". Das habe die SNB gemacht. "Ein starkes Signal. Eines, das kurzfristig Wirkung zeigt." Die CS sei damit aber nicht aus dem Schneider, die grundlegenden Probleme blieben. "Solange die CS den Abfluss von Kundengeldern nicht stoppen und die Anleger nicht davon überzeugen kann, mit dem neuen Geschäftsmodell die Lehren aus den Fehlern der Vergangenheit gezogen zu haben, bleibt sie verwundbar - und ein Spielball der Märkte."
Liberté: CS muss Lektion lernen
Die Freiburger Zeitung La Liberté forderte die Credit Suisse auf, "die Lektion aus der Katastrophe zu lernen, die sie beinahe mitgerissen hätte". Nach Ansicht der Westschweizer Zeitung kann die Zürcher Bank nicht "lebenslang" am SNB-Tropf hängen oder ein staatliches Institut werden. "Vertrauen kann man nicht wie eine an der Börse notierte Aktie kaufen", urteilte sie.
So reagieren die Aktie
Die Aktien der Credit Suisse legen zum Wochenschluss wieder den Rückwärtsgang ein. Zum Handelsschluss fielen die Anteilsscheine um deutliche 8,01 Prozent zurück auf 1,86 Franken. Nachdem die Titel im frühen Handel zunächst noch gestiegen waren, ging es im weiteren Verlauf zügig nach unten. Papiere der UBS verloren letztlich 1,16 Prozent auf 17,11 Franken.
Die Abgaben an den Börsen haben sich generell seit dem Arbeitsbeginn der Händler in Übersee ausgeweitet. Auch an der Wall Street bleibt die Bankenkrise präsent. Zuerst hat die in Schieflage geratene First Republic Bank milliardenschwere Unterstützung von den grössten amerikanischen Geldhäusern erhalten - deren Papiere verlieren dennoch zeitweise 26,46 Prozent auf 25,20 US-Dollar. Und die Silicon Valley Bank, Auslöser der aktuellen Krise, beantragte inzwischen Gläubigerschutz nach dem "Chapter 11" des US-Insolvenzrechts.
Spekulanten und Leerverkäufer
Wie im Handel zu hören ist, dürfte die CS-Aktie schlicht auch zum Spielball für Spekulanten geworden sein. Ein Börsianer spricht davon, dass Leerverkäufer mit am Werk seien. Zudem ist an diesem Tag der grosse Quartalsverfall an der Terminbörse Eurex, der sogenannte "Hexensabbat". Das verstärke möglicherweise die Bewegungen. Denn zu diesen Terminen können Aktienkurse ohne wesentliche Nachrichten spürbar schwanken.
Die anderen Finanzwerte wie die UBS, Partners Group oder Julius Bär haben im Handelsverlauf ebenfalls im Minus gedreht. Sie waren im Zuge der Panik am Mittwoch ebenfalls unter die Räder gekommen.
Wie ein Asset Manager ergänzt, rechne er nach der Achterbahnfahrt der CS-Aktien auch mit Blick nach vorne mit anhaltendem Druck. Die derzeitige Angst vor Ansteckungen im Bankensektor - auch mit Blick auf die jüngsten Pleiten in den USA - und der Druck der Märkte hätten erhebliche negative Auswirkungen auf die CS.
Zürich (awp)
Werbung
INFLATION: WELTWEIT STEIGEN DIE PREISE
Viele Anleger setzen deshalb auf den Aktiv verwalteten Global Inflation Protection Basket. Informieren Sie sich über die breit gestreute Auswahl an robusten Aktien & ETFs.Weitere Links:
Passende emittierte Barrier Reverse Convertibles
Basiswert | Valor | Fälligkeitstag | Maximale Rendite p.a. |
---|---|---|---|
Nestlé / Novartis / Roche GS / UBS / Zurich | 119324164 | 12.06.2024 | 9.83 % |
Julius Baer Group / UBS | 119323924 | 30.04.2024 | 9.80 % |
Novartis AG / Roche AG / Sika AG / UBS Group AG | 125111801 | 10.03.2025 | 9.41 % |