Sondereffekte |
09.02.2023 15:37:00
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Swisscom-Aktie steigt kräftig: Swisscom 2022 mit leichtem Umsatzrückgang

Die Swisscom hat im vergangenen Jahr etwas weniger umgesetzt und verdient.
Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) fiel um 1,6 Prozent auf 4,41 Milliarden Franken, wie die Swisscom am Mittwoch mitteilte. Die Zahlen sind keine Überraschung: Wegen einer Panne hatte der Telekomkonzern provisorische und ungeprüfte Ergebnisse bereits letzte Woche für mehrere Stunden über Nacht auf seiner Homepage aufgeführt.
Am vergangenen Freitag entschied sich der Konzern für eine Publikation der provisorischen und ungeprüften Ergebnisse. Die Schweizer Börse SIX ist laut einem Swisscom-Sprecher über den Vorfall informiert worden.
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Basiswert | Valor | Barriere in % | Coupon in % |
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Givaudan / Roche GS / Swisscom N / Zurich Insurance Group AG | 125112004 | 65.00 % | 12.50 % |
Reingewinn wegen Sondereffekten gefallen
Neu ist indes der Reingewinn: Unter dem Strich erzielte die Swisscom ein Nettoergebnis von 1,60 Milliarden Franken. Das ist ein Rückgang von 12,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Grund für den deutlichen Rückgang sind eine ganze Reihe von Sondereffekten. Im Vorjahr hatten Aufwertungen aus einer Glasfaserkooperation von Fastweb und der Verkauf einer Beteiligung in Belgien für einen Einmalgewinn von 207 Millionen Franken gesorgt, was damals den Gewinn um 20 Prozent nach oben getrieben hatte.
Auf der anderen Seite hat die Swisscom im Jahr 2022 Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten in Höhe von 157 Millionen Franken gebildet. Darunter ist eine Busse der Eidgenössischen Wettbewerbskommission Weko von knapp 72 Millionen Franken. Ohne die Sondereffekte wären Betriebs- und Reingewinn gestiegen, hiess es.
Mit den Zahlen hat die Swisscom die eigenen Ziele erfüllt. Die Aktionäre sollen wie in den letzten Jahren eine Dividende von 22 Franken pro Aktie erhalten.
Schweizer Kerngeschäft stabil
Die "Swisscom hat 2022 mit einem starken finanziellen Ergebnis und einer guten Marktleistung überzeugt", erklärte der neue Konzernchef Christoph Aeschlimann, der Anfang Juni Urs Schaeppi ablöste: "Im Privatkundengeschäft in der Schweiz konnten wir den Telekomumsatz stabilisieren." Die Wechselbereitschaft der Kunden sei gesunken.
Im Schweizer Kerngeschäft stieg der Umsatz leicht um 0,4 Prozent auf 8,27 Milliarden Franken. Das kleine Plus ist dem IT-Lösungsgeschäft mit Geschäftskunden zu verdanken, das die Erosion bei den Telekomdiensten kompensierte.
In Italien wuchs die Mailänder Tochter Fastweb weiter: Der Umsatz stieg in Euro um 3,8 Prozent, der Betriebsgewinn (EBITDA) legte um 3,4 Prozent zu.
Allerdings machte die Talfahrt des Euro der Swisscom zu schaffen, da die Gemeinschaftswährung im vergangenen Jahr im Schnitt 7 Prozent an Wert verlor. Dies kostete die Swisscom 187 Millionen Franken Konzernumsatz und 65 Millionen Franken Betriebsgewinn (EBITDA). Bei einem konstanten Euro-Kurs wäre der Swisscom-Umsatz um 1 Prozent gestiegen.
Erneut Dividende von 22 Franken angepeilt
Für das laufende Jahr peilt die Swisscom einen Umsatz von 11,1 bis 11,2 Milliarden Franken und einen EBITDA von 4,6 bis 4,7 Milliarden Franken an. Die Investitionen sollen sich auf rund 2,3 Milliarden Franken belaufen. Wenn diese Ziele erreicht werden, will der "blaue Riese" wieder eine Dividende von 22 Franken pro Aktie bezahlen.
An den Glasfaserausbauzielen, welche die Swisscom im Oktober gestutzt hatte, hält der Konzern fest. Insgesamt sollen bis Ende 2025 so lediglich 1,25 bis 1,3 Millionen zusätzliche Glasfaseranschlüsse gebaut und eine Abdeckung von 50 bis 55 Prozent der Bevölkerung erreicht werden.
Zuvor hatte der Konzern rund 1,5 Millionen zusätzliche Haushalte und Geschäfte mit den schnellen Leitungen erschliessen und die Abdeckung so auf rund 60 Prozent steigern wollen. Bis 2030 soll dann die Abdeckung auf 70 bis 80 Prozent vergrössert werden.
Im Oktober hatte die Swisscom im Glasfaserstreit mit der Weko eine Kehrtwende vollzogen. Denn der Druck durch hunderttausende blockierte Anschlüsse, die nicht in Betrieb genommen werden dürfen, wurde zu gross. Neu baut der Konzern wieder grösstenteils Direktleitungen von der Telefonzentrale bis zu den Haushalten. Insgesamt sind aber weiter knapp 500'000 Glasfaseranschlüsse blockiert, die nur eine Zuleitung für mehrere Haushalte haben, und umgebaut werden müssen.
Zudem berief die Swisscom Isa Müller-Wegner per 1. Juni 2023 zur Leiterin des neuen Bereichs Group Strategy & Business Development und damit auch zum Mitglied der Konzernleitung. Die 45-Jährige hat laut den Angaben in den letzten drei Jahren bei Bain Capital Private Equity Portfoliounternehmen in unterschiedlichen Branchen geführt. Zuvor war sie bei Ebay für das Multi-Milliardengeschäft in weiten Teilen Europas verantwortlich.
Netzstörungen drücken auf Boni der Swisscom-Konzernleitung
Die Serie von Netzstörungen haben bei der Swisscom auf die Boni der Konzernleitung gedrückt. Diese sanken für das Jahr 2022 auf 2,51 Millionen nach 2,88 Millionen im Vorjahr. Insgesamt fiel die Vergütung der Konzernleitung auf 7,70 Millionen von 8,37 Millionen Franken.
Die höchste Entschädigung erhielt der Ende Mai zurückgetretene Konzernchef Urs Schaeppi mit 753'000 Franken, wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten Geschäftsbericht hervorgeht. Zusätzlich bekam Schaeppi nach seinem Ausscheiden Leistungen von 1,05 Millionen Franken, da aufgrund des Austritts der Erfolgsanteil zu 100 Prozent in bar ausbezahlt wird. Damit summiert sich Schaeppis Lohn auf 1,81 Millionen Franken, nachdem er im Vorjahr noch 1,96 Millionen Franken kassiert hatte.
Neuer Swisscom-Chef verdient gleich viel wie der alte
Sein Nachfolger als Konzernchef, Christoph Aeschlimann, ist im Vergütungsbericht nicht separat ausgewiesen. Aeschlimann hat den Chefposten seit Anfang Juni inne.
"Meine Anstellungsbedingungen sind die gleichen wie die von Urs Schaeppi. Der Ziellohn ist gleich hoch", sagte der neue Swisscom-Chef im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP auf die Frage, wie viel Lohn er denn bekomme.
Die Abnahme der gesamten Konzernleitungsvergütungen liegt aber nicht nur an den wegen Netzstörungen gekürzten Boni, sondern ist hauptsächlich auf den vakanten Posten des IT-, Netz- und Infrastruktur-Chefs zurückzuführen. Diesen Bereich führt Aeschlimann auch nach seiner Berufung zum CEO bislang interimistisch weiter. Zum neuen IT-, Netz- und Infrastrukturchef hat die Swisscom Gerd Niehage ernannt, der sein Amt am 1. März antritt.
Swisscom-Aktien vor allem dank Jahreszielen klar im Plus
Die Swisscom-Aktien sind am Donnerstag nach der Vorlage der definitiven Jahreszahlen mit Gewinnen in den Handel gestartet und grüssen im frühen Handel von der SMI-Spitze. Positiv kommen am Markt primär die Jahresziele 2023 an.
Im Zürcher Handel gewinnen die Papiere der Swisscom zeitweise 4,1 Prozent auf 569,40 Schweizer Franken. Schon bislang hatte sich das Papier im Gesamtjahr mit einem Plus von knapp 8 Prozent (per Mittwochabend) gut geschlagen. Und im Jahr 2022 hatte der Titel mit einem Minus von nur knapp 1,6 Prozent deutlich besser als der Gesamtmarkt abgeschnitten.
Analysten sehen vor allem in der EBITDA-Guidance für 2023 eine positive Überraschung. Das Unternehmen peilt einen Wert von 4,6 bis 4,7 Milliarden an, nachdem 2022 nur 4,4 Milliarden erreicht worden waren.
Bei dieser Kennzahl habe die Swisscom schon im vierten Quartal besser abgeschnitten als erwartet, heisst es in einer ersten Einschätzung von Barclays. Das 2023er-Ziel liege nun deutlich über den Konsenserwartungen.
Das sieht auch Goldman Sachs so. Dies reflektiere primär eine gute kommerzielle Dynamik in der Schweiz. Belege dafür seien die zuletzt geringeren Kundenverluste und reduzierte Werbeaktivitäten. Und bei der UBS heisst es ganz generell: "Wir bekräftigen unsere Sicht der Dinge, dass die längerfristigen Aussichten für den Schweizer Markt attraktiver sind, als die Anleger es zuletzt annahmen."
Vontobel hat allerdings noch Fragezeichen zur Guidance. Es sei noch unklar, ob diese Sondereffekte enthalte. So oder so sei aber das Ziel positiv zu werten.
Viele Zahlen 2022 waren derweil schon bekannt. Wegen einer Panne hatte der Telekomkonzern provisorische und ungeprüfte Ergebnisse bereits letzte Woche für mehrere Stunden über Nacht auf seiner Homepage aufgeführt.
Nicht publiziert wurde damals jedoch der Reingewinn. Und bei diesem konnte die Swisscom laut der ZKB die Markterwartungen ebenfalls "übererfüllen" - und dies trotz negativer Währungseffekte. Alles in allem gebe es nach der Vorlage der Zahlen einen "klaren Revisionsbedarf nach oben", fasst der ZKB-Analyst die Meinung vieler Experten zusammen.
Bern /Zürich (awp)
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