Rückzug von der SIX |
24.01.2025 17:52:37
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Swiss Steel-Aktie -40 Prozent: Swiss Steel plant Börsenabschied

Mit dem Rückzug von Swiss Steel von der Schweizer Börse ist die Geschichte des kriselnden Stahlkochers um ein weiteres Kapitel reicher.
Seit mehreren Jahren steckt Swiss Steel in der Krise. Nach einer Phase des stürmischen Wachstums durch zahlreiche Zukäufe liefen die Geschäfte immer schlechter. Aufgrund der sich in Folge zuspitzenden finanziellen Situation reihten sich zuletzt Kapitalerhöhung an Kapitalerhöhung.
Vor allem Amag-Erbe Martin Haefner hat dabei immer wieder viel Geld in das Unternehmen investiert. Zuletzt steckte er im April 2024 an der jüngsten Kapitalerhöhung rund 300 Millionen Franken in das Unternehmen. Sein Aktienanteil stieg damit auf fast zwei Drittel.
Auch National- und Ständerat sind dem Unternehmen Ende 2024 beigesprungen. Preisnachlässe bei den sogenannten Netznutzungsentgelten sollen Swiss Steel und anderen angeschlagenen Schweizer Stahl- und Aluminiumwerken wieder mehr Luft verschaffen.
Da sich in der für Swiss Steel wichtigen europäischen Industrie jedoch keine schnelle Erholung abzeichnet, waren weitere Einsparungen notwendig. Mitte November 2024 hatte das Unternehmen einen grossen Stellenabbau angekündigt, darunter auch im Werk in Emmenbrücke.
Vertrauen der Aktionäre verloren
Nach Jahren des Niedergangs hatten die Anleger in den letzten Jahren immer mehr das Vertrauen in das Unternehmen verloren. Dies zeigte sich nicht zuletzt in der desaströsen Entwicklung des Aktienkurses, der allein 2024 um mehr als 70 Prozent eingebrochen war.
Dabei hatte Mehrheitsaktionär Haefner bei der jüngsten Kapitalerhöhung noch für Vertrauen der Aktionäre geworben. Obwohl die Aktionäre mit grosser Mehrheit für die Kapitalerhöhung stimmten, zeichneten schliesslich nur sehr wenige neue Aktien. Auch die anderen Grossaktionäre beteiligten sich nicht.
Neben Haefner halten noch Peter Spuhlers PCS Holding und eine Aktionärsgruppe von Viktor Vekselberg rund 10 beziehungsweise 13 Prozent der Aktien. Dabei haben beide laut Medienberichten mit Haefner sogenannte Put-Optionen vereinbart, wonach sie ab Mai 2025 ihre Anteile zu einem festen Preis an Haefner verkaufen können. Beide dürften jedoch einen sehr hohen Verlust auf ihr ursprüngliches Investment einfahren.
Kosten der Kotierung übersteigen Nutzen
Den nun geplanten Rückzug von der Schweizer Börse begründet das Unternehmen vor allem mit dem geringen Streubesitz. Zuletzt seien die Handelsvolumen immer weiter gesunken und der Markt für die Aktien war weitgehend illiquide. Der Nutzen einer Börsenkotierung rechtfertige daher die vergleichsweise hohen Kosten und administrativen Anforderungen nicht mehr, begründet Swiss Steel seine Dekotierungsabsicht in einer Mitteilung am Freitag.
An einer ausserordentlichen Generalversammlung am 17. Februar sollen die Aktionäre nun über die Dekotierung abstimmen. Dazu ist eine Zweidrittelmehrheit notwendig, wie eine Sprecherin auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP sagte. Aufgrund der Mehrheit von Haefner dürfte dies aber kein Problem sein.
Bis die Aktien dann tatsächlich von der Börse verschwinden, könnte es aber noch eine Weile dauern. Nach erfolgreicher Abstimmung werden noch einmal vier bis 12 Monate ins Land gehen. Das Datum legt schliesslich die SIX fest.
Aktie bricht ein
An der Börse kam die Dekotierungsabsicht nicht gut an. Die Papiere brachen kurzzeitig um fast die Hälfte ein. An der SIX notierte die Aktie schlussendlich 38,95 Prozent tiefer 2,32 Franken. Im Tagestief war der Anteilsschein sogar um 47,37 Prozent auf 2,00 Franken gefallen. Mit den Worten: "Cash vom Bund, Leute entlassen und dann den Stecker an der Börse ziehen", brachte ein Händler seinen Unmut zum Ausdruck.
Ihre Höchststände hatten die Aktien von Swiss Steel, damals noch als Schmolz+Bickenbach, Mitte 2007. Der Kurs ist jedoch wegen zahlreicher Kapitalerhöhungen und auch einer Aktienzusammenlegung nicht mehr mit den aktuellen Werten vergleichbar. Der Börsenwert von Swiss Steel ist seitdem aber um 99 Prozent gesunken. Aktuell wird das Unternehmen an der Börse nur noch mit rund 70 Millionen Franken bewertet.
cg/
Emmenbrücke (awp)
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