Der Verwaltungsrat müsse entscheiden, ob Gottstein imstande sei, ein effektiver CEO zu sein, wird Harris-Partner David Herro in einem Artikel in der "Finanz und Wirtschaft" (FuW) zitiert.
Gottstein sei in einer "Zwillingskrise" gestartet, sagte Herro mit Blick auf die beiden Debakel der Grossbank um den Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos und die Liquidierung der Greensill-Fonds. Es sei daher schwierig, ihn zu benoten. Gottstein bringe aber "viel Erfahrung und eine ruhige Hand" mit: "Er hat das Herz am rechten Fleck". Harris Associates hält laut Angaben auf der CS-Webseite einen Aktienanteil von knapp 5,2 Prozent.
Gegen Verkauf der Bank
Vergangene Woche hatte der CS-Investor Artisan Partners gegenüber Reuters die Ablösung von Gottstein gefordert. Es brauche eine neue Führung, damit die Bank in einigen Jahren wieder zu ihrer alten Stärke zurückfinden könne, hatte Artisan-Managing Director David Samra erklärt. Artisan hält rund 1,5 Prozent an der CS.
Einen Verkauf gewisser Geschäftsteile oder gar der ganzen Bank, den Samra ebenfalls ins Spiel gebracht hatte, schloss Harris-Partner Herro gegenüber der "Finanz und Wirtschaft" aus. Damit würde die CS momentan weit unter Wert den Besitzer wechseln, machte er geltend. Erst wenn das Geschäft wieder rund laufe, könne man sehen, welche Teile vielleicht "besser anderswo aufgehoben" wären.
Renditepotenzial
Herro hatte den früheren Credit-Suisse-Konzernchef Tidjane Thiam in der Beschattungsaffäre unterstützt, die den Ivorer schliesslich den Job kostete. Dagegen hatte er damals dem damaligen Verwaltungsratspräsidenten Urs Rohner mit seiner Abwahl gedroht.
"Wir hätten die Aktien eigentlich verkaufen sollen, als der VR entschied, an Rohner festzuhalten", sagte Herro gegenüber der "FuW". Grundsätzlich sei CS aber eine starke Marke mit gutem Geschäft, gab er sich überzeugt. Eine mögliche Erholung der Bank berge ein hohes Renditepotenzial.
Credit Suisse führt am 28. Juni Investorenanlass durch
Die Credit Suisse will ihren kommenden Investorenanlass am 28. Juni durchführen. Am "Investor Deep Dive" will die Grossbank den Fokus auf die Themen Risiko und Compliance, Technologie sowie Vermögensverwaltung legen, wie der Credit-Suisse-Webseite zu entnehmen ist.
Der Anlass war von CEO Thomas Gottstein bereits im April bei der Präsentation der Zahlen zum ersten Quartal angekündigt worden. Dieser werde noch "vor den Resultaten zum zweiten Quartal" stattfinden, hiess es damals.
Die Grossbank hatte sich nach den milliardenteuren Debakeln um den Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos und die Greensill-Fonds die Verbesserung von Risikomanagement und Compliance auf die Fahnen geschrieben und neue Verantwortliche in der Geschäftsleitung und im Verwaltungsrat ernannt. Im Rahmen ihrer neuen Unternehmensstrategie will die CS zudem die Vermögensverwaltung in den kommenden Jahren mit hohen Investitionen ausbauen.
An der SIX stieg die Credit Suisse-Aktie letztlich um 0,21 Prozent auf 6,75 Franken.
tp/cf
Zürich (awp)